Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/18 
IForpetzung.) 
Mit großer Begeisterung war der Eintritt der Ver 
einigten Staaten in den Krieg bei den europäischen West- 
mägiten gefeiert worden, mit enttäuschter Nüchternheit 
stellten sie um Mitte Februar 1918 fest, daß Wilsons Wege 
nicht mehr vollständig die des Obersten Kriegsrates in 
Versailles feien. Innerhalb der langen Frist von neun 
Monaten feit Eintritt in den Krieg war die Kriegspartei 
der Vereinigten Staaten unter Wilsons Leitung nach drei 
Richtungen tätig gewesen: Bekämpfung der Kriegsgegner- 
schaft im eigenen Lande, Vergewaltigung der kleinen Neu 
tralen, umfassende Vorbereitung auf den Krieg und teil 
weise Beteiligung daran. 
Die Kriegsgegnerschaft wurde planmäßig von Sozial 
demokraten, Gewerkschaftlern und Fortschrittlern geführt. 
Der angesehenste fortschrittliche Politiker, Senator Lafol- 
lette, beschuldigte Wilson in öffentlichen Reden der be 
wußten Irreleitung des amerikanischen Volkes über die 
„Lusitania"-Angelegenheit. Lafollette brachte den Nach 
weis, daß der Präsident um die Munitionsladung der „Lusi- 
tania" gewußt hat, aber trotzdem Entrüstung heuchelte, um 
sich um Englands Angelegenheiten verdient zu machen, 
soweit er und der ihm befreundete Munitionsfabrikanten- 
kreis daraus Vorteil ziehen konnten. Diese Mitteilungen 
wurden Lafollette von Wilsons Gesinnungsgenossen so 
verübelt, daß sie einen Antrag auf Ausstoßung Lafollettes 
aus dem Bundessenat stellten. — Arbeiter, Kleinbürger und 
Bauern waren gegen den Krieg; die Behörden gingen 
deshalb scharf gegen sie vor. Die Versammlungen dieser 
Kriegsgegner wurden aufgehoben, Redner verhaftet, Zei 
tungen verboten oder von der Postbeförderung aus 
geschlossen. 
Unter der Wut der Kriegsfreunde hatten besonders die 
Deutschen, die bisher ruhig ihren Geschäften nachgegangen 
waren, zu leiden. Man strengte Prozesse gegen sie an und 
verurteilte sie womöglich zu Zuchthausstrafen. Bald schritt 
man auch zur Einweisung von Deutschen und Österreichern 
in Internierungslager, wo sie eine möglichst rücksichtslose 
Behandlung erfuhren. Am 5. Februar legte Wilson den 
Ausdruck „Feind" in dem Gesetz über den Handel mit dem 
Feinde so aus, daß alle Untertanen feindlicher Staaten 
darunter zu verstehen wären, die vom Kriegsamt dauernd 
im Internierungslager festgesetzt worden seien. Diese Be 
griffsbestimmung gestattete der amerikanischen Regierung 
die Aneignung des Eigentums der internierten Deutschen 
entgegen dem mehrfach gegebenen Versprechen Wilsons, 
daß in den Vereinigten Staaten das Eigentum der feind 
lichen Ausländer unantastbar wäre. 
Die Vergewaltigung der Neutralen bezweckte die Ab 
schließung Deutschlands von den letzten noch spärlich 
sließenden Hilfsquellen seines Außenhandels und zugleich 
die Gewinnung neuen Schiffsraumes. Wie die Eng 
länder, so streckte Wilson seine Faust besonders gegen 
Holland, Norwegen und Schweden aus. Während Schweden 
etwas vorsichtiger behandelt wurde, traf Norwegen und 
VIII. Band. 
An die Front l Nach einem Originalgemiilde von Professor W. Georgs. 
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