Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
Phot. Bert. Jllustrat.-Gef. m. b. H. 
Eine Anzahl der ersten aus englischer Kriegsgefangenschaft in Rotterdam eingetroffenen Deutschen, die dem deutsch--englischen Abkommen gemäß 
in Holland interniert und zum Teil nach der Heimat zurückgeschickt werden sollen. 
In der Mille Fregattenkapitän v. Müller lX), der Kommandant des Kleinen Kreuzers „Emden". 
Eiuzelerlebuisse ausgetauscht und das Gesamtergebnis fest 
gestellt. Es ist recht erfreulich: 11 Gefangene sind eingebracht 
worden, dazu reichliches^Gerät. das ein klares Bild über die 
Ausrüstung und Bewaffnung unserer neuesten Feinde gibt. 
Und die gefangenen Amerikaner? Trotzig und beschämt 
stehen sie da, den Blick zu Boden gesenkt, als schämten sie sich, 
unterlegen zu sein — zugleich noch erschüttert von dem Er 
lebnis der letzten Stunde und in banger UnklarheN über ihr 
Schicksal. — Nach einiger Zeit tauen die Gefangenen aus. 
Sie merken, daß ihnen nichts Böses geschieht, und Offizieren 
stehen sie Rede und Antwort. Des einen Schwester hat 
einen Deutschen zum Mann, der andere ist im Hause seines 
deutschen Stiefvaters großgezogen worden, ein dritter hat 
in der von lauter Deutschen bewohnten Stadt Zürich in 
Kansas sein Elternhaus. Sie alle sind drüben mit Deutschen 
bekannt, haben nie irgend etwas gegen die Deutschen gehabt, 
und doch ziehen sie gegen sie ins Feld. 
Die französischen Kriegsziele in geschicht 
licher Beleuchtung. 
Von R. v° Lrueger, Generalmajor z. D° 
Die Einkreisungspolitik Eduards VII. hat, die jahr 
hundertealte englische Politik fortsetzend, den Zweck ver 
folgt, den ihm zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts 
lernen können; allen klar geworden ist es aber erst durch 
die Petersburger Enthüllungen der geheimen Abmachungen 
Frankreichs mit Rußland. Denn wenn auch da, neben der 
„Desannerion" von Elsaß-Lothringen, von der Bildung 
eines Pufferstaates die Rede ist, der die übrigen links des 
Rheines gelegenen Gebiete Deutschlands umfassen soll, 
so wäre dieser Pusserstaat, eng an Frankreich angegliedert, 
doch nur als ein Abergang aufzufassen, um die Abtretung 
einem ganz niedergerungenen Deutschland leichter zu 
machen. Die Einverleibung dieser Länder in Frankreich 
hätte sich dann im Laufe der Zeit schon einmal ganz von 
selbst ergeben. 
Die Franzosen betrachten sich als die Erben der alten 
Gallier und behaupten, das alte Gallien habe bis zum 
Rhein, seiner „natürlichen" Grenze, gereicht. Beides wird 
in Frankreich schon den Kindern in der Schule gelehrt, aber 
beides ist falsch, wenn auch vielleicht in ganz frühen Zeiten 
links des Rheines nur Kelten gesessen haben. 
Alle Völkernachschübe in Europa sind aus dem Osten 
gekommen. Wie weit wollen die Franzosen denn nun 
zurückgreifen, um ihren Anspruch auf das linke Rheinufer 
geschichtlich zu begründen? 
Nehmen wir die Zeit um 50 vor Christus an, die Zeit, 
zu der Cäsar Gallien unterwarf und dieses Land damit in 
die europäische Geschichte eintrat. Zwar hat Cäsar aus 
politischen und namentlich militärischen Gründen die 
Freilich, das Zurückgehen ist nicht so einfach. Der 
Nebel ist so dicht, daß schon auf zwei Meter Entfernung 
der Vordermann verschwindet; das Zurechtfinden im 
fremden Gelände ist schwer. Den meisten Gruppen gelingt 
es dennoch, auf dem rechten Wege zu bleiben, aber eine 
verfehlt die Richtung. Plötzlich steht sie vor einem Draht 
verhau. Wo ist die Gasse, durch die sie gekommen ist, 
wo die anderen Durchgänge, die unter heftigem, feind 
lichem Feuer gleich anfangs ein tapferer Sondertrupp als 
Rückzugswege geschnitten hatte? Stimmt denn überhaupt 
die Richtung? Ist jenseits des Hindernisses wirklich der 
deutsche Graben oder gar die zweite Linie des Gegners? 
Aber Eile tut not. So wird auf gut Glück eingeschnitten, 
durch drei hintereinander liegende Hindernisse hindurch, 
immer kampfbereit, mit wachsamem Auge auf die Ge 
fangenen, bis endlich freies Gelände erreicht wird. Ein 
Leitungsdraht am Boden und Fußspuren vom Anmarsch 
her, mit der Taschenlampe abgeleuchtet, geben endlich die 
Entscheidung: man befindet sich vor dem deutschen Graben. 
Inzwischen hat sich auch die zunächst völlig überraschte und 
irregeführte feindliche Artillerie besonnen und beginnt die 
Stellung ausgiebig zu befunken. Aber noch rechtzeitig sind 
sämtliche Gruppen zurückgekehrt. „„Zu Hause" werden die 
auf dem Gebiete des Welthandels und der Seebeherrschung 
gefährlichsten Gegner, Deutschland» zu vernichten. Mit 
brutaler Folgerichtigkeit wurde die, historisch und politisch 
betrachtet, ganz unbegründete und unmögliche Entente mit 
Frankreich, dann auch mit Rußland geschlossen, die im 
August 1914 zum Weltkriege führte. 
Ganz anders und ungleich verwickelter liegen die Kriegs 
motive bei den Franzosen. Zwar hat auch sie Deutschlands 
unerhörtes Emporblühen in den letzten fünfundzwanzig 
Jahren, verbunden mit seiner stark steigenden Bevölkerungs 
ziffer, ungewöhnlich beunruhigt und bei ihnen die Angst 
entstehen lassen, ihr Land könne von den Deutschen aber 
mals angegriffen und bei dieser Gelegenheit an die Wand 
gedrückt werden. Daneben spielt aber der Nationalstolz, 
oder nennen wir es auch die Eitelkeit der Franzosen eine 
Hauptrolle als Beweggrund zum Kriege. — Sie können 
die Zeiten Ludwigs XIV, und Napoleons I. nicht vergasen, 
in denen Frankreich der Welt das Gesetz vorschrieb und 
Eroberungen machte, und der Verlust Elsaß-Lothringens auf 
Grund des Friedens von 1871 brennt als offene Wunde in 
ihrer Seele. Und so lauter ihr Kriegsziel: „Der Rhein von 
Basel bis zu den Niederlanden Frankreichs Ostgrenze!" 
Das hätten wir auch aus der Geschichte Frankreichs
	        
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