Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

einer an Ort und Stelle gefertigten Originalzeichnung von Professor Hans W. Schmidt. 
lange mehr mit scheinbaren Erfolgen prahlen können. Schuhmach 
Amerikas Hilfe bringt uns Sieg und Frieden! Zweiten Pi 
Bei uns ging's ruhiger zu. Wir kannten Herrn Wilson wenigen C 
und den Krämergeist» der die Herrschenden überm „großen ausgestreckt 
Teich" beseelt. Schweigen ist die beste Art der Verachtung, oder stellt 
Uno doch regte sich eine gewisse Neugierde. Was werden gesicherten 
es wohl für Leute sein, die Amerikaner? Wie sehen sie siehe da, 
aus? Werden sie sich tapfer schlacken, oder werden sie davon- einer Natte 
laufen? So ging das Gespräch unter den Feldgrauen, der Gefam 
wenn sie rauchend und schwatzend im Unterstand beisam- An meh 
men saßen. Überall lei! 
Nun waren sie da, die neuen Feinde, gefangen von ihr „Trotz" 
Bayern aus Nürnberg rmd Fürth, die nach gründlicher gefangen z 
Vorbereitung durch den bewährten Stoßtruppleiter Leut- befehlsgem 
Das Trümmerfeld von Apreniont in den Argonnen. 
llänner und und Zivilgefangene in Rotterdam an, wo sie unter anderen 
in Holland durch den Prinzen Heinrich der Niederlande begrüßt wurden, 
ynen neben Unter den Marineangehörigen befanden sich solche» die 
Ute, unbe- bereits am 6. August 1914 beim Untergange des Minen- 
i geistig und legers „Königin Luise" in der Themsemündung in Ee- 
lluch hatten fangenschaft geraten waren» ferner Angehörige der Be 
ildung , ja, sahung S. M. S. „Mainz", dann von Schiffen des Kreuzer- 
cten aufge- gefchwaders sowie von mehreren l/i-Booten. Die inter- 
hatte, nach essanteste Erscheinung war unzweifelhaft die des tapferen 
er für den Kommandanten der „Emden", des Fregattenkapitäns Karl 
: Zur Ver- v. Müller, der nahezu zwei Jahre auf Malta gefangen saß 
und plötzlich von dort nach England gebracht wurde. Kurz 
n englischer vor seinem Austausch hatte er noch einen Fluchtversuch 
tzt worden, unternommen. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
große Stärke auszukundschaften, und nun galt es, diesen 
Keil entweder zu durchstoßen oder ihn zurückzudrängen. 
So entspannen sich jene Argonnenkämpfe, die mit immer 
erneuter Wut in den furchtbaren Walddickichten tobten und 
an die zähe Ausdauer wie an den verzweifelten Mut der 
deutschen Soldaten die unerhörtesten Ansprüche stellten. Nach 
Jahresfrist endlich war es gelungen, den Feind aus seinen 
festen Äerschanzungen und von den beherrschenden Höhen 
zu verdrängen, so daß während der Hrrbstschlacht in der 
Champagne (September 1915) die fest behauptete Argon- 
nenstellung eine sichere Flankendeckung gewähren konnte. 
Während jener Waldkämpfe boten die 
Dörfer und Städtchen am nördlichen Rande 
der Argonnen den deutschen Truppen die 
wesentlichsten Stütz- und Ruhe punkte. Be 
sonders wichtig war in dieser Beziehung an 
der Ostseite Varennes, das am 22. Sep 
tember 1914 erstürmt worden war, und Apre- 
mont, weil beide Städtchen am Ausgangs 
punkt zweier die Argonnen durchquerenden 
festgebauten Straßen liegen. Während sich 
Varennes aber bis zu den Ufern der Atre 
hinabzieht, liegt Apremont wie ein Vorposten 
des Waldes größtenteils noch auf der Höhe, 
und besonders seine Kirche und das Rathaus 
beherrschten mit ihren Türmen nicht nur den 
umliegenden Ort, sondern gewäbrten auch 
einen weiten Überblick über das Airetal auf- 
und abwärts sowie auf die jenseitigen Höhen 
züge. 
Natürlich gingen die Franzosen beizeiten 
darauf aus, diese Stützpunkte und Unterkunfts 
stätten für die in Ruhestellung befindlichen 
deutschen Truppen zu zerstören, und, nach 
dem sie Varennes als das von ihrer Front 
aus leichter erreichbare Ziel zuerst unter im 
mer wiederholtes heftiges Feuer genommen 
hatten, beschossen sie später mit weittragen 
den Geschützen alle erreichbaren Ortschaften 
des unteren Aire- und des Aisnetales, wo 
bei Apremont allmählich vollkommen in 
Trümmer gelegt wurde. 
Das Zerstörungswerk, das hier die Fran 
zosen am eigenen Besitz vollführt haben, ist 
so gründlich, daß man wohl zweifeln kann 
ob aus den Ruinen von Apremont je wieder 
neues Leben erblühen wird. 
Gefangenenaustausch zwischen 
Deutschland und England. 
(Hierzu das Bild Seite 158.) 
Nach rnonatelangen Verhandlungen ge- 
langte endlich der Austausch von Kriegs- und 
Zivilgefangenen zwischen Deutschland und 
England zur Durchführung, wodurch insge 
samt etwa 16 000 Männer beider Länder bis 
zum Kriegsende in Holland interniert wur 
den. In erster Linie berücksichtigte man die 
18 Monate und länger kriegsgefangenen Offi 
ziere und Unteroffiziere, sodann kranke und 
gebrechliche Mannschaften und Zivilpersonen. 
Die Grenze war geboten durch die Auf 
nahmefähigkeit Hollands, das trotz mancher 
Schwierigkeiten die Durchführung dieses 
edlen Werkes christlicher Nächstenliebe über- 
die in erster Linie eine Durchbrechung desUi-Bootkrieges 
bezweckten. Gar zu gern hätte England die Gelegenheit 
benützt, während der Zeit der Transporte Erleichterungen 
für seinen Seeverkehr nach der Themse zu erlangen. Deutsch 
land konnte sich darauf nicht einlassen; der Unterwasserkrieg 
mußte uneingeschränkt weitergeführt werden, und so wurden 
die drei holländischen Schiffe, die die Überführung zu be 
wirken hatten, vor der Gefährdung durch l)-Boote und 
Minen nur durch Vorschreiben genauer Fahrwege und 
Uhrzeiten gesichert. 
Am 12. Januar 1918 kamen 835 Offiziere, Mannschaften 
Gefangennahme der ersten Amerikaner an 
der deutschen Westfront. 
Von einem Kriegsteilnehmer. 
(Hierzu das Bild Seite 159 unten.) 
Amerikaner sind in Frankreich gelandet! Amerikanische 
Truppen marschieren in glänzender Parade durch Paris; 
demnächst werden sie unsere Linien verstärken — so rauschte 
es schon vor Monaten durch den französischen Blätterwald. 
Und als Echo klang's zurück: Heil unseren neuen Ver 
bündeten! Heil uns, denn nun werden die „Boches" nicht 
nahm, wofür ihm der Dank vieler deutscher Männer und 
Frauen sicher ist. Die Internierten wurden in Holland 
an verschiedenen Plätzen untergebracht, wo ihnen neben 
guter Pflege Gelegenheit geboten werden sollte, unbe 
engt durch Stacheldraht und Wachtposten, sich geistig und 
körperlich nach der langen Haft zu erholen. Auch hatten 
Wohlfahrtsausschüsse Pläne für die Weiterbildung, ja, 
sogar für das Hochschulstudium der Internierten aufge 
stellt, so daß Deutschland begründete Aussicht hatte, nach 
dem Kriege diesen Teil seiner tapferen Kämpfer für den 
Wiederaufbau seines Wirtschaftslebens sofort zur Ver 
fügung zu haben. 
Dem Abschluß des Abkommens waren von englischer 
Seite mancherlei Schwierigkeiten entgegengesetzt worden, 
nant W ...., geführt von den Leutnanten Vi... h, 
W ... d, D g und Schl.... r und den Vizefeld 
webeln M... z, H..... l, H a und E .... s, bei 
Nacht und Nebel in den feindlichen Graben drangen und 
das erste Amerikanernest aushoben. 
Es war in einer dunklen, nebligen Nacht morgens um 
drei Uhr. Die Artillerie hatte gut vorgearbeitet; wenige 
Minuten nur, aber ausgiebig. Unmittelbar nach der Be 
schießung ging der bayrische Sturmtrupp ab. Da gab's 
mühsame Arbeit. Mit dem Aufgebot aller Kräfte sä leppten 
18 Mann, geführt von dem Münchner Pionierunteroffizier 
W..... l, die schwere Sprengladung einen 
glitschigen Steilhang hinauf. Hinunter mit 
ihr unter das feindliche Hindernis — und 
Zurück! Nach wenigen Sekunden flog das 
Drahthindernis in die Luft; eine breite Gasse 
war geschaffen. Nun verteilte sich der in 
Bereitschaftstellung wartende Trupp blitz 
schnell in einzelne Gruppen, von denen jede 
ihrer vorher genau bestimmten Aufgabe zu 
eilte. 
Eine der Gruppen führt Unteroffizier 
L.... r aus Fürth. Mit einem Sprung ist 
sie im Graben. Vorsichtig vorfühlend gehen 
die Leute an einer Schulterwehr vorbei, hin 
ter der sie auf den ersten Widerstand stoßen. 
Vor einer Nische tritt ihnen ein baumlanger 
Mensch entgegen. Er reißt das Gewehr an 
die Backe, aber ehe er zum Schuß kommt, 
hat ihn Unteroffizier L r schon an der 
Gurgel gepackt und ihm das Gewehr aus 
der Hand geschlagen. Nach kurzem Ringen 
ergibt sich der Lange. „Amerikaner?" ruft 
der Unteroffizier ihn an. „Mississippi!" lautet 
etwas kläglich die Antwort. Dann werden 
noch zwei seiner Kameraden, die sich zum 
Schutze gegen das Artilleriefeuer in die 
Grabennische geduckt hatten, hervorgezogen. 
Ein Bayer führt die Gefangenen an die Ein 
bruchstelle zurück, wo der Leiter des Hand 
streiches in atemloser Spannung wartet. 
Inzwischen ist Unteroffizier L.... r mit 
seinen Leuten weiter vorgedrungen. Da 
schlägt auf der zweiten Schulterwehr, unmit 
telbar vor ihnen, eine Handgranate ein. Mit 
einem Satz springt der Gefreite N r aus 
Riedenburg auf die Schulterwehr und späht 
aus. „Dahint hocken's!", ruft er und eilt 
auf einen von fünf Amerikanern besetzten 
Punkt zu. Die smd stark, aber dem Ai sturm 
der Bayern können sie nicht standhalten. 
Einer von ihnen fällt» die anderen vier wer 
den gefangen genommen. Nach der Ausräu 
mung des Unterstandes und der Erbeutung 
von Gewehren und Munition geht es mit 
den Gefangenen zurück. 
Eine andere Gruppe führt der Unteroffizier 
Str n aus Ziegendorf. Allen voran 
springt er in den Graben, zufällig gerade 
dort, wo ein Doppelposten seinen Stand hat. 
Die Amerikaner geben Feuer; der Unteroffi 
zier» am Betn verwundet, schießt einen seiner 
Gegner mit der Pistole weder. Aber dann 
zwingt ihn leine Wunde, sich zu setzen. Wäh 
rend er sich verbindet, übernimmt der Ge 
freite M. .. r, ein vierzigjähriger Nürnberger 
Schuhmacher, die Führung. Er eilt den Graben entlang» dem 
zweiten Posten nach, der sein Heil in der Flucht sucht. Nach 
wenigen Schritten findet er einen Amerikaner, der lang 
ausgestreckt auf dem Bauche im Graben liegt. Ist er tot, 
oder stellt er sich nur so? Mißtrauisch schlägt er mit einer 
gesicherten Handgranate den Feind auf den Kopf, und 
stehe da, das Auferweckungswunder gelingt! Wie von 
einer Natter gestochen springt der „Tote" auf und die Zahl 
der Gefangenen ist um einen vermehrt. 
An mehreren anderen Stellen gibt es noch heiße Arbeit. 
Überall leisten die Amerikaner Widerstand, aber rasch wird 
ihr „Trotz" gebrochen. Viele fallen; wer nicht fällt, wird 
gefangen zurückgeführt. Der feindliche Erabenabschnitt ist 
befehlsgemäß gesäubert.
	        
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