Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

uns daraus eine tadellose Suppe gekocht. — So belämmert, 
wie es hier in Rußland ist, hätte ich es mir im Traume nicht 
vorgestellt. Heute morgen war bas Wetter zum wenigsten 
schön, wir kamen durch Kjelzy; es waren da ganz schöne Parks, 
nette Kirchen, russische und römisch-katholische, ein Bischofs¬ 
palast, aber im großen und ganzen ebenso dreckig wie alles 
hier, Straßen, Menschen und Häuser. 
L. . ., 4. Oktober 1914 
Mit der Feldpost wird es bei den Wegen hier noch schlech¬ 
ter werden wie bisher. Die Postautos können einfach nicht 
durch. Ich sah gestern einen kleinen armseligen Bauernwa¬ 
gen, auf den sie einige Postsäcke geladen hatten. Wir selbst 
haben uns zwei kleine russische Pferde requiriert, die brillant 
ziehen. - Die Brücken sind hier meistens wegen Baufällig¬ 
keit eingestürzt, eS geht dann einfach durch die Bäche. Alle 
Augenblicke kommen Meldereiter. Heute haben wir uns für 
4 Mark einen Hammel gekauft, da haben wir für eine Zeit 
genug daran. TrainS und Kolonnen haben keine Feldküchen 
bei sich. 
Sieben Kilometer südlich von Radom. 
Mit der Verpflegung wird es täglich knapper. Butter, 
Wurst und dergleichen gibt es schon lange nicht mehr. Wir 
sind froh, wenn wir Brot und etwas Schmalz haben. 
Manchmal gelingt eS, Vieh zu kaufen. Dann wird geschlach¬ 
tet, und ein großes Kochen beginnt. Neulich hat der Schläch¬ 
ter, den wir bei der Kolonne haben, frische Leberwurst ge¬ 
macht. Das wurde ein ordentliches Festessen. Getrunken wird 
fast ausschließlich Tee. Spirituosen, die man infolge der 
Kälte und Nässe sehr nötig braucht, sind leider auch nirgends 
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