Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

Am 30. zogen wir in ein polnisches Grafenschloß. Fast wie 
in Belgien. Wir entdeckten sogar eine Klapptür unterm So¬ 
fa, die in den Weinkeller führte, und da haben wir uns güt¬ 
lich getan, wie du aus dem Gedicht schon ersehen haben wirst. 
Wir hatten an dem betreffenden Abend gehört, die Rüsten 
wären völlig geschlagen, und wir kämen nach Frankreich. Lei¬ 
der war eS nur Geschwätz. Vorläufig geht es weiter nach 
Osten, und es soll wieder eine große Schlacht bevorstehen. 
Dieses hören wir eben von hohem Besuch, dem Erbprinzen 
v. Neust, Heinrich XXXI., der eben in unserer Strohvilla 
war. Ich habe ihm einen guten Schnaps kredenzt, den er 
dankend annahm. 
B. . ., 2. Oktober 1914 
Hier im Walde sitzen noch eine Menge Kosaken, die uns 
heute wiederholt beschossen haben, sogar ein Pferd ist uns ge¬ 
nommen; wir sind verschiedentlich auseinandergeschwärmt, 
fingen wir aber an zu schießen, riffen die Kerle aus. Wir 
liegen jetzt dicht bei der größeren Stadt Kjelzy, durch die wir 
morgen auch kommen werden. 
R . . ., 3. Oktober 1914 
Was wir heute an Wegen erlebt haben, davon machst Du 
Dir gar keinen Begriff. Unsere schlechtesten Feldwege sind 
hold gegen diese Poststraßen. Die Räder oft bis an die Achse 
im Sande versinkend, dann wieder Sumpf und Moor; wo 
eigentlich die vorgezeigte Straße sein sollte, sah niemand. 
Unsere Autos mußten alle zurückgelaffen werden. Die armen 
Pferde. Möge uns der Himmel vor einem Rückzug bewah¬ 
ren. Wir denken voller Vertrauen an Hindenburg. Hier sind 
wir in einem elenden Dorfe einquartiert, aber wir haben uns 
einige Hühner und Gänse gekauft, pro Stück eine Mark, und 
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