Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

paar Mann noch waren. Ich wollte die Kompagnie suchen 
und ging dann allein in der Richtung, wo ich die Kompagnie 
vermutete, durch den Wald. Ich ging dann IO Minuten und 
hörte dann auf IO Meter die Soldaten Schützengräben aus¬ 
werfen. Ich dachte, es wäre unsere Kompagnie und hörte mir 
das noch recht gemütlich an, ohne daß ich bemerkt wurde. 
Ich ging 5 Schritte näher und bekam dann von mindestens 
20 Mann Feuer, das mich wie ein Wunder nur durch den 
Mantel und durch die Hose traf. Das hatte ich nicht vermu¬ 
tet, und ich warf mich auf den Boden. Jetzt merkte ich zu 
meinem Erstaunen, daß es Rüsten waren, denn es waren 
schon drei Kerle bei mir und schnappten mich; ich wollte 
noch zurück, aber ich bekam einen Stoß mit dem Gewehr, 
so daß ich kopfüber in den Schützengraben flog. Dann nah¬ 
men die Kerls mir alles ab, knöpften mir den Rock auf und 
nahmen mir auch meine anderen Sachen ab. Meine Uhr 
war ja nichts mehr wert und dazu noch kaputt. Ich wurde 
dann an Händen und Füßen gebunden und blieb mit dem 
aufgeknüpften Kram die ganze Nacht liegen. Ich hatte die 
Winterausrüstung bei mir und auch die sonstigen Sachen als 
Spielmann, so daß die Rüsten mich für einen besonderen 
Vogel hielten. Sie verbanden mir deshalb die Augen und 
führten mich zum Major. Der wollte mich ausfragen, da er 
aber fast gar kein Deutsch verstand, konnte er nicht viel er¬ 
fahren, ganz abgesehen davon, daß ich ihn gut verkohlt habe. 
Er hat mich sonst ganz anständig behandelt und gab mir auch 
noch sogar ein Stück Brot. Es dauerte nicht lange, so wurde 
es hell, und die Unseren griffen die Stellung an. Es waren, 
wie ich jetzt sah, auch noch zwei Gefangene außer mir da. 
Wir kamen in die Schützengräben, ich neben den Major. 
Die Unseren griffen mit Ungestüm an, so daß die Russen, 
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