Volltext: Historische Daten und Sagen über Kirchen, Klöster und Burgen im politischen Bezirke Perg

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würdige Weissagung vom Schloßkaplajie aufschreiben zu lassen. Die 
Schrift wurde sorgfältig aufbewahrt. 
Jahre vergiengen. Aus dem lieblichen Kinde war ein reizendes 
Mädchen von 17 Jahren geworden. Man lud sie weit und breit zu den 
Turnieren und jeder Ritter schätzte es als große Ehre, aus so schöner 
Hand den Preis zu empfangen. 
Bei einem dieser Turniere erhielt ein angesehener junger Ritter,. 
Eberhard von Falkenstein, den ersten Preis aus ihrer Hand und verlor 
an sie sein Herz. Am folgenden Tage schon ritt er auf die Burg 
Mitterberg und warb bei Ulrich von Capell um die Hand seiner Tochter. 
Freudig schlug der Vater in die Hand des jugendlichen Ritters, doch 
bedingte er noch eine Wartezeit von drei Jahren, da Adelhaid zu jung sei. 
Eberhard war nun ein häufiger Gast im Schloße und Adelhaid 
war ihm von Herzen zugetan. 
Beinahe war das dritte Jahr verflossen, Schon wurden Anstalten 
gemacht, um das Hochzeitsfest glänzend zu begehen. 
Da gab Herr Reinprecht von Wallsee auf seinem Schloße seiner 
einzigen Tochter Bianca zu Ehren ein großes Turnier. 
Auch Eberhard ritt zum Feste. 
Tränenschweren Herzens blieb die Braut zurück. Ihr ahnte nichts 
Gutes. 
In Wallsee waren die tapfersten Ritter der ganzen Umgebung 
versammelt. Alle aber überragte Eberhard und errang den er ten Preis,, 
einen wundervollen goldenen Harnisch. 
Als ihm nun Bianca, des Wallseers Tochter, den Treis überreichte,, 
da stand er erstarrt. Solche.1 Liebreiz hatte er noch nie gesehen. — Arme 
Adelhaid! Wie der Ritter von des Fräuleins strahlender Schönheit, 
so ward Bianca betroffen von seiner edlen Männlichkeit. Anstatt zu 
seiner Braut zurückzukehren, blieb Eberhard in Walisee und bald war 
die Hochzeit mit Bianca verabredet. 
Der armen Adelhaid brachte der Ritter Wetzel von Arbing über 
ihr Befragen um Eberhards langes Verweilen die Nachricht hievon. Sie 
war in ihrem großen Schmerze trostlos. Das konnte ihr alter Vater 
nicht länger mehr ansehen und er ritt nach Wallsee, um den treulosen 
Falkensteiner zur Rechenschaft zu ziehen, wurde jedoch von diesem im 
Zweikampfe getötet. 
Welcher Jammer im Schlosse Mitterberg! 
Da ritt nun eines Tages Adelhaid fort von Mitterberg, niemand 
wußte wohin* 
In Wallsee war Hochzeit Bianca schritt mit Eberhard zum Altar 
Eine glänzende Schar von Rittern, darunter Hauser von Klamm 
die von Stein, Seuseneck, Klingenberg u* a* begleitete das Brautpaar* 
Da kam langsam aus dem Hintergrunde der Kirche eine Dame 
in Trauerkleidern, dicht verschleiert, zückte eki Schwert und stieß es 
nach dem Bräutigame mit den Worten: „Wortbrüchige Memme, Mörder 
meines, greisen Vaters, sei verflucht !kt 
Entsetzt taumelte Eberhard zurück, obwohl das Schwert nur 
den Mantel getroffen hatte* Nun stürzte sich Adelhaid — den sie war 
die Dame — selbst in das Schwert und leblos sank sie am Altare hin. 
Die Kirche war entweiht Eberhard, unauslöschlich gebrandrnarktr 
eilte von dannen und man sah ihn nie wieder. 
Bianca nahm den Schleier* 
Währenddem sandte die edle Frau von Capell nach allen Seiten 
Boten aus, um ihre Tochter suchen zu lassen, aber es kam keiner mit 
einer sicheren Nachricht zurück. Am Tage, wo die Gräuelszene in der 
Kirche vorgefallen war, begab sie sich ermüdet vor Kummer auf ihr 
Lager und schlief erst gegen Mitternacht ein. Da erschien ihr Adelhaid 
im Traume* Sie zeigte ihre blutende Wunde und sagte traurig : „Mutter 
ich habe mich selbst getötet. Man wird Euch bald meine Leiche bringen.
	        
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