Volltext: Historische Daten und Sagen über Kirchen, Klöster und Burgen im politischen Bezirke Perg

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Nur die junge Müllerin wurde sonderbarerweise gerettet, schnell in einen 
Wagen gebracht und nach Mauthausen ins Schloß Pragstein gefuhrt, wo 
sie von einem gemeinen Weibe aulgenommen wurde. So hatte es näm¬ 
lich der Rentschreiber angeordnet; er wollte in Pragstein sich ihr 
nähern. Doch Schilcher war ins Wasser gelallen, wurde vom Hochwasser 
fortgerissen, konnte sich nicht mehr retten und ertrank. 
Der junge Müller konnte sich, da er des Schwimmens kundig war, 
glücklich aus den hochgehenden Wogen herausarbeiten und ging ab¬ 
gemattet nach Hause. Doch er fand nur mehr einen rauchenden Trümmer¬ 
haufen, das Haus war abgebrannt. Auch hier suchte er seine junge 
Frau, er ging wieder nach Schwertberg, er suchte die Umgegend ab, 
nirgends war sie zu finden. Auch seine Schwiegereltern fand er nicht. 
Weinend kehrte der unglückliche Josef dieser Stätte seinen Rücken und 
begab sich zum Polsenzbache, wo er in eine Mühle als Bursche eintrat. 
Seine Frau Anna verließ, nachdem sie in Pragstein eine sehr 
schwere Krankheit durchgemacht hatte, das Schloß und begab sich, da 
sie nirgends mehr eine Spur von ihren Eltern und ihrem Manne fand, 
zu ihrem Verwandten Aschauer, der in Linz Wirt war. Hier gebar sie 
einen Knaben, der Johann getauft wurde. 
Der alte Müller selber wurde in jener verhängnisvollen Nacht 
nicht tötlich getroffen, da die Lederkappe die Wucht des Hiebes dämpfte. 
Einige Zeit lag er besinnungslos am Boden; als er die Hitze des 
Feuers verspürte, kam er zu sich und kroch durch das offenstehende 
Zimmerfenster mühsam ins Freie. Ihm war das Vorgefallene begreiflich 
und er erkannte in diesem unsagbaren Unglücke die Hache des Rent- 
schreibers. Da er nirgends mehr eine Spur von seinen Lieben fand, so 
ergab er sich getrost in den Willen Gottes und beschloß, als Klausner 
sein Lehen ganz Gott zu weihen. Im Hartlerholz erbaute er sich eine 
Einsiedelei. 
Seither waren 22 Jahre vergangen, ohne daß eines vom anderen 
etwas wußte. 
Im Jahre 1626 zur Zeit der Bauernkriege kam ein verwundeter 
junger Krieger, der am Seite Helbersdorfs gegen die Bauern kämpfte, 
zur Mühle am Polsenzbache; entkräftet fiel er vor dem Hause in Ohn¬ 
macht. Der Müller hatte gerade bei der Wehre etwas zu tun, als er 
Klagerufe hörte. Er ging dieser Stelle zu und fand den Krieger; er 
nahm ihn zu sich und pflegte ihn. 
Sonderbarerweise fühlte sich der Müller zu dem jungen Krieger 
hingezogen, er fragte ihn um seinen Namen und den Stand der Eltern. 
Der Soldat sah den Müller verwundert an und sagte: „Mein Vater hieß 
Josef Freiler, er ist nicht mehr am Leben, meine Mutter heißt Anna; 
sie war in einer Mühle bei Schwertberg, jetzt ist sie in Linz." 
„Mein Sohn, mein Sohn," schrie der Müller auf und fiel dem 
Soldaten um den Hals und drückte ihn an seine Brust, „o mein lieber 
Sohn, ich bin dein Vater," Der Soldat war ganz erstaunt. Nun erzählte 
der Müller seine Leidensgeschichte, daß er diese Mühle, nachdem er 
einige Zeit als Bursche gearbeitet hatte, käuflich erworben habe. Gleich 
verkaufte er die Mühle und zog mit seinem Sohne nach Linz, wo er 
seine Gattin glücklich antraf. 
Groß war die Freude des Wiedersehens, nachdem man schon so- 
Jahre lange getrennt war. In fast stummen Entzücken lagen sich die 
lange getrennten und gegenseitig totgeglaubten und nun wieder gefun¬ 
denen Ehegatten in den Armen und benetzten sich mit Freuden¬ 
tränen. 
Ein Jahr war wieder vergangen. Der Müller war diese Zeit hin¬ 
durch mit seiner Frau und seinem Sohne in Linz geblieben. Während 
dieser Zeit war der Bauernaufstand unterdrückt worden, Ruhe und 
Ordnung war wieder hergestellt. Frei]er dachte daran, sich wieder um 
ein selbständiges Geschäft umzuschauen. Dazu schien ihm jetzt die
	        
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