Volltext: Historische Daten und Sagen über Kirchen, Klöster und Burgen im politischen Bezirke Perg

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Die Klausmäre. 
(Erzählt vom Schulleiter Paul Löffler in Hochstraß, aus „Die Schulsprengel.") 
Der Müller Mairinger hatte seinen Besitz in der heutigen Klaus¬ 
mühle in Josefstal in der Nähe von Schwertberg. Er lebte mit seinem 
Weibe und seiner Tochter Anna im großen Glücke. Der Rentschreiber 
Schilcher des dem Herrn von Tscherncmbl gehörigen Schlosses Schwert¬ 
berg hatte an der schönen Müllerstochter großen Gefallen und wollte 
sie zur Frau haben. Er ließ den Müller zu sich rufen und eröffnete 
ihm, daß er 100 Gulden zur Beistellung von Kriegern gegen die Türken 
zu zahlen hätte ; gebe er ihm aber seine Tochter zur Frau, so werde 
er ihm diese Summe nachlassen. 
Doch der Müller kannte den Charakter des Rentschreibers und 
verweigerte ihm die Hand seiner Tochter. Der Rentschreiber schwur 
nun Rache. Um nun dessen Nachstellungen zu entgehen, wurde Anna 
zu einem Verwandten Hofer in Unternberg bei Grieskirchen gebracht. 
Daselbst lernte sie einen Müllerburschen Josef Freller kennen, der in 
einer Nachbarsmühle bedienstet und wegen seiner körperlichen Schön¬ 
heit und seines sittlichen und bescheidenen Benehmens in Hofers Hause 
gerne gesehen war. Es entspann sich zwischen beiden ein Liebesver¬ 
hältnis. Josef verließ seinen Meister, wie es Hofer und die Liebenden 
verabredet hatten, und begab sich zu Fuße in die Klausmühle zu Annas 
Eltern, von denen er als Müllerbursche aufgenommen wurde. Die 
Müllersleute wußten noch nichts von dem Verhältnisse zwischen Josef 
und Anna. 
Da sich Josef sehr geschickt stellte und sehr ordentlich war, so 
wünschten sie ihn heimlich als ihren Tochtermann. Der Zufall wollte 
es, daß Hofer starb, und so mußte Anna wieder zu ihren Eltern heim¬ 
kehren. Groß war die Freude des Wiedersehens. Anna und Josef teil¬ 
ten den Eltern ihre Liebe mit, und mit Freuden gaben diese ihre Ein¬ 
willigung zur Heirat. Als der Rentschreiber von der Vermählung der 
beiden erfuhr, tat er den Schwur, das Eheglück beider um jeden Preis 
zu zerstören. Das junge Ehepaar lebte vergnügt und im ungetrübten 
Frohsinn. 
Es war seit der Heirat ein halbes Jahr vergangen. Eines Abends 
saßen die alten Müllersleute und Anna im Wohnzimmer beisammen, 
während Josef mit einem Müllerburschen in der Mahlstube war. Draußen 
war ein heftiges Regenwetter, ein heftiger Sturm wütete, die Aist war 
hoch angeschwollen. Stockfinster war es draußen. Da wurde plötzlich 
heftig an der Haustüre gepocht. Die alte Dienstmagd Rosa öffnete die¬ 
selbe. Flötzlich erhielt sie mit einer Axt einen wuchtigen Hieb über den 
Kopf und stürzte tot zu Boden. Nun drangen vier bewaffnete Männer in 
das Wohnzimmer. Einer tötete mit einem Axthiebe die alte Müllerin, 
ein anderer gab dem alten Müller einen Axthieb auf den Kopf, der 
durch eine Lederhaube, etwas geschützt war, so daß er bewußtlos zu 
Boden fiel und in einer Fensternische liegen blieb. Sofort umrangen sie 
Anna und führten sie hinaus. Als Josef das Geschrei hörte, stürzte er 
mit dem Burschen in die Wohnstube und mit Schrecken sah er das 
Vorgefallene. Da er Anna nirgends fand, stürmte er hinaus, über Rosa's 
Leichnam hinweg, ins Freie. Da sah er zwei Zillen vom Lande abstoßen, 
er hörte die Angstrufe seiner geliebten Anna, er hörte die Stimme des 
Rentschreibers, der die gedungenen Mörder aneiferte, sehr schnell gegen 
Schwertberg zu fahren. Sofort war ihm alles klar. Wutentbrannt band 
er seine Zille los, sprang mit dem Burschen in dieselbe und ruderte 
den Fliehenden nach. 
Gerade vor dem Schlosse holte er sie ein, es entspann sich ein 
erbitterter Kampf. Zwei Zillen, die des jungen Müllers und des Rent¬ 
schreibers, kippten um und die Kämpfenden fielen ins reißende Wasser.
	        
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