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bekam und unterhalb eine Felseninsel entstand, jenes der Strudel, diese
der Hausstein mit dem Wirbel genannt. Bald darauf kam eine Zille
mit Wallfahrern die Donau herab und verunglückte an der gefährlichen
Stelle. Doch der Böse bekam nnr eine Seele, die übrigen fieng die Gottes¬
mutter Maria mit ihrer Schürze auf.
Die Insel Wörth gehört bereits zu Miederösterreich. Auf
der Höhe der Insel, welche in steiler Mauer zur Donau abfällt,
legte der römische Kaiser Marc Aurel 166 n. Chr. einen befestig¬
ten Platz an. Nach dem Abzug der Römer nahmen räuberische
Herren Besitz von der Burg und trieben von hier aus ihr Hand¬
werk, bis wahrscheinlich unter Albrecht I. 1305 das Raubnest ge¬
brochen wurde, deren Ruinen bis in die heutige Zeit von jenen
rohen Geschlechtern Zeugnis geben. Auf der Ruine steht ein
vier Meter hohes steinernes Kreuz, darunter die schmerzhafte
Mutter Gottes mit der Jahreszahl 1552. An dieses Kreuz knüpft
sich folgende
Sage von der Errichtung des Kreuzes auf der Insel Wörth.
(Entnommen aus „Illustr. Führer v. Grein u. Umgebung" v. L. Commenda).
Im Jahre 1540 soll im Strudel ein Graf aus Tirol, welcher mit
seiner Gemahlin nach Wien reisen wollte, Schiffbruch gelitten haben,
wobei die ganze Schiffsmannschaft und die Gräfin anscheinend ein Opfer der
Wellen wurden. Nur dem treuen Diener des Grafen gelang es auf einer Schiffs¬
planke sich zu retten und seinen bereits bewußtlosen Herrn mit ans Ufer
zu bringen. Als der Graf wieder zu sich kam, war er über den Verlust
seiner geliebten Gemahlin der Verzweiflung nahe und entschloß sich auf
der Insel Wörth sein Leben zu verbringen
Die Gräfin aber war wie durch ein Wunder gerettet worden und
lebte in tiefer Trauer um ihren Gatten bei ihrem Bruder in Wien. Sowaren 12
Jahre vergangen, als durch Zufall die Kunde von den Einsiedlern auf
der Wörthinsel nach Wien gelangte. Von einer Ahnung getrieben, reiste
der Gräfin Bruder dahin und fand den als tot beweinten Schwager. Die
glücklich vereinten Gatten errichteten zum Andenken an ihre wunderbare
Errettung das genannte Kreuz und kehrten dann mit dem treuen Diener
auf ihre Besitzungen nach Tirol zurück.
Mitten im Wogensturze des Wirbels auf gebleichtem, gespen-
stig aussehenden Felsen lag die Burg Werfel (Werfenstein), ur¬
sprünglich wahrscheinlich von Marc Aurel erbaut. Nach anderer
Meinung soll sie Karl der Große 791 als Befestigungsort nach der
Vertreibung der Avaren aufgeführt haben. Den Namen soll die
Burg daher bekommen haben, weil sich die Belagerten einstens
durch Bewerfen des Feindes mit Steinen von demselben befreit
hatten. Wahrscheinlich wurde die Burg Wertel zerstört und aus
den Ruinen derselben soll 1354 die Burg Werfenstein unweit der
alten Burg Werfel erbaut worden sein. Zur Zeit des Faustrechtes
waren Werfel, Hausstein und Wörth Baubnester. Als jedoch 1394
die Burg Werfenstein in den Besitz des Landesfürsten kam, hörte
die Bedrängung der Reisenden auf, ja sie wurde eine Schutzstätte
der Bedrängten. 1413 erhielt sie Hanns Greißenecker auf Lebens¬
zeit, übergab sie jedoch schon 1416 wieder an Herzog Albrecht.