Volltext: Gemeinde Lichtenberg

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des Totengräbers, das Schulhaus samt der Gartenmauer, zum Teil auch der Pfarrhof. Für die 
Bedachungen waren jährlich mehrere Tausend Lattennägel, Schindelnägel, „Verschlagnägel“ 
notwendig. 
An die Pfarrarmen wurden zu Allerheiligen drei Schillinge „Spendgeld“ ausgeteilt, 
wahrscheinlich auf Grund früherer Stiftungen; bei der Koglmoosstiftung z.B. wurde eigens 
der Armen gedacht. 
So wie im Mühlviertel einst an manchen Orten in Erinnerung an die Einfalle der Hussiten das 
Hußausläuten gebräuchlich war, so lässt sich in Gramastetten ein Türken-Gebetläuten 
nachweisen, wofür dem „Gräber“ eine gewisse Geldsumme zugeteilt war. Das tägliche 
Gebetläuten zum Englischen Gruß hatte zwar schon Papst Kallixt III. Seit 1455 zur 
Abwendung der Türkengefahr anbefohlen, aber in Gramastetten wird es erst 1569 unter 
obigem Namen erwähnt. 
Der Totengräber (Gräber) genoss freie Wohnung in einem der Kirche oder dem Pfarrhof 
gehörigen Häuschen am oberen Ende des Marktes; jetzt gehört das Haus der Markgemeinde, 
fuhrt die Hausnummer 6 und heißt im Grundbuch immer noch Totengräber-Häusl. Gegen 
Entlohnung besorgte der Totengräber in früheren Jahrhunderten für die Kirche das 
Einsammeln der Linsat; für das Gebetläuten und andere Obliegenheiten erhielt er jährlich 
einen Gulden und 1 bis 3 Metzen Korn. 
Auch der Schullehrer wurde vom Kirchenvermögen aus erhalten. Im 16. Jahrhundert empfing 
er jährlich 6 Gulden bares Geld, ferner 2 Metzen Hafer, die auf etwa 5 Schilling geschätzt 
wurden. Außerdem versah er das Amt eines Mesners und hatte als solcher Anteil an dem 
Erträgnis der vielen Stiftungen. Als beim Kammerergute 1473 die Jahrtagstiftung errichtet 
wurde, wurde zum erstenmal ein Schulmeister in Gramastetten erwähnt: dem Kaplan 
gebühren 6 Pfennige, dem Schulmeister oder Kirchendiener 4 Pfennige. Die Schulmeister 
übernahmen gewöhnlich auch die Schreibarbeiten bei den Urbaren und für die 
Kirchenrechnungen und erzielten dadurch manche Einnahmen und Vorteile. Wiederholt treten 
sie als Marktsekretäre auf, z.B. 1573 Isaak Hurch, „Schulmeister und Marktschreiber“. In 
späteren Zeiten ist von einer Sammlung, die der Schulleiter in der Pfarre abhalten konnte, die 
Rede. Um 1654 hielt das Stift Wilhering im Schulhause eine Wirtsschank für die eigenen 
Untertanen. 
Eingesetzt wurde der Schulmeister durch den Wilheringer Abt als Patronatsherm; die 
Bewohner des Marktes zeigten sich aber nicht immer mit der Auswahl zufrieden. 
Der Schullehrer genoss freie Wohnung und konnte auch einen Schulgarten benützen. Es 
besteht kein Grund dafür, das erste Schulhaus anderswo zu suchen, als wo jetzt die alte 
Schule steht, nämlich bei Nr. 46, dem ersten Haus der nördlichen Zeile. Gewisse Angaben 
deuten darauf hin, dass die ältere Schule an den Friedhof anstieß, ein Umstand, der auch für 
jenes erste Haus unterhalb der Kirche spricht. 
Das nächste Gebäude abwärts hieß um 1514 das „Hochhaus“, das zur Kirche, wie schon 
erwähnt, einen Lichtdienst leistete. Vielleicht könnte man vermuten, dass von diesem an den 
Schulgarten anstoßenden Hochhaus die viel erörterte Bezeichnung „Hohe Schule von 
Gramastetten“ herstammt; es konnte möglicherweise von auswärtigen Leuten mit der Schule 
verwechselt werden oder die Lage der Schule wurde darnach bestimmt. Für die Erklärung des 
Wortes hohe Schule nahm man auch den Ortsnamen Gramastetten zu Hilfe, indem man 
meinte, diese Benennung sei abzuleiten von grammata, dem griechischen Worte für 
Wissenschaft; aber nach der urkundlichen Schreibweise ist diese Erklärung auszuschließen, 
da der Ortsname mit dem deutschen Personennamen Grimhard zusammenhängt. Nach einer
	        
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