Volltext: Gemeinde Lichtenberg

32 
Kirchenrechnungen von 1564-1569; die zwei Zechpröpste, der Pfarrer und der Schulmeister 
setzten sich zusammen, schmausten Wein, Fisch, Fleisch und Brot und verzehrten meistens 
mehr als an Wettermessgeld eingegangen war. Unter der Aufschrift „für die Wedermessen 
verzehrt“ wurden die Unkosten der Kirche aufgerechnet. 
Die Zechpröpste sollten auch „fleißig“ in der Kirche mit der Tafel sammeln und das Ergebnis 
verrechnen. Für Spenden stand auch ein Opferstock bei der Kirchentüre und in der Sakristei 
bereit; 28 Pfennige wurden im Jahre 1533 davon eingenommen. 
In Inventaren der Kirche Gramastetten werden an liturgischen Büchern aufgezählt: 
Messbücher: 3 auf Pergament geschrieben, 1 oder 2 gedruckte neue; 1 Pastorale oder 1 
Agende (Zeremonienbuch) auf Pergament, 1 Evangeliumbüchlein, 1 Psalterium 
(Psalmenbuch), 1 Antiphonale und 2 Graduale für kirchlichen Choralgesang an den 
Stiftungstagen. Unter der Überschrift Bücher ist 1 „Portatele“ angeführt, das aber einen 
versetzbaren Altarstein vorstellt. 
Die Sakristei diente zugleich als Archiv zur Aufbewahrung wichtiger Schriftstücke. In fünf 
Schatullen und 2 Schreinen, die alle in einem großen Schrank und in einer Truhe verschlossen 
waren, wurden die Stiftbriefe, Kaufurkunden, Lehensbriefe und Kirchenrechnungen 
hinterlegt. Diese Behältnisse waren zeitweise mit dem Siegel des Abtes von Wilhering 
„verpetschiert“; die Schlüssel wurden von den Zechmeistem verwahrt. Auch die Bürgerschaft 
des Marktes verwahrte in der Sakristei ihre Freiheitsbriefe und Urkunden. 
In einer eigenen Truhe lagen die Sachen, die der Bruderschaft zu unserer Lieben Frau 
gehörten. Diese religiöse Vereinigung wurde 1476 das erstemal erwähnt, als Stephan der 
Nuospeckh (Nußböck) versprach, im Namen seiner verstorbenen Frau ein Pfund Geld 
einzuzahlen. Als Vermögensverwalter dieser Bruderschaft werden genannt: 1492: Thaman 
Peckh, 1507: Wolfgang Wagner, Richter zu Gramastetten, und der Zimmermann Hans „in 
dem hohen Haus“. 
Aus Kirchenrechnungen und inventarischen Verzeichnissen, ferner aus den Urbaren sind wir 
über das Vermögen der Kirche Gramastetten für das 16. Jahrhundert ziemlich gut unterrichtet. 
Durch Geschenke, Schenkung, Kauf und Tausch hatte die Pfarrkirche mehrere Häuser 
erworben, wieder andere Güter und Gründe waren zwar nicht Eigentum, aber das Gotteshaus 
bezog davon Zehente oder Gelddienste. Nun gab es damals keine amtlichen Grundbücher, in 
die alle Besitzrechte und Änderungen eingetragen gewesen wären. Gerade diese 
Besitzverhältnisse waren oft recht verworren. Ein Beispiel aus Gramastetten kann dieses 
Durcheinander zeigen: Das Haus „Gruber hinter der Kirche“ (Ortschaft Anger) gehörte nach 
allgemeinem damaligem Brauch nicht etwa dem darauf wohnenden Bauer, sondern der 
Herrschaft Rottenegg; den Zehent bezog die Pfarrkirche Gramastetten; das Recht auf den 
Zehent stand aber den Herren von Rottenegg zu, deren einer, Balthasar Neundlinger, 1489 
diese Lehensschaft auf den Zehent an die Kirche gegen einen jährlichen Dienst von 1 S 
verkaufte. Diesen Zehent hatte 1492 das Gotteshaus einem gewissen Stephan, Schwager des 
„Lenncz Mair auf dem Veldt“ (Mair im Feld zu Feldstorf), übertragen und dieser schenkte 
sofort wieder diesen Zehent zum Kirchenbau zurück. 
Manche solcher Besitzrechte gerieten in Vergessenheit und wurden erst später wieder 
entdeckt und beansprucht. Auch die Pfarrkirche von Gramastetten stand nicht in ruhigem 
Besitz aller ihrer Güter, sondern musste mit den Aspanen von Lichtenhag zwei Prozesse um 
die Bauerngüter Asenbaum und Piemgruber (beide in Feldstorf) führen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.