Volltext: Gemeinde Lichtenberg

30 
schräg stand, umgebaut. Dabei wurde aus dem alten Altartisch das Reliquienbehältnis 
herausgenommen. Das innere Gehäuse trug das unverletzte Siegel des Passauer Weihbischofs 
Bernhard Meuerl, der einst diesen Altar geweiht hatte. Bischof Meuerl war ein 
Oberösterreicher und stammte aus Leombach bei Wels. Er konsekrierte nachweisbar mehrere 
Altäre in unserem Lande: 1505 zwei Altäre zu Hollerberg bei St. Peter, 1518 zu Schönering, 
1520 zu Eberstallzell. Am 12. Juli 1518 hielt er sich in Wilhering auf. Auch sonst ist seine 
Tätigkeit von 1497 bis 1522 beurkundet. Innerhalb dieser Zeit wird er also auch in 
Gramastetten den Frauenaltar geweiht haben. 
Nur diese dürftigen Nachrichten können über die Vollendung des Kirchenbaues berichtet 
werden. 
Diese Kirche vom 15. Jahrhundert, aus Granitsteinen erbaut, steht jetzt noch. Sie ist in 
spätgotischem Stil errichtet und nach Osten eingestellt. Der Turm ist in die Mitte des rechten 
Langhauses eingebaut und sein Untergeschoss umschließt im Kircheninnem die oft genannte 
Frauenkapelle. Die Fenster im Langhause waren kleiner wie jetzt; 1883 wurden sie vergrößert 
und um eines vermehrt; auch die Sakristeitür wurde umgeändert. 
Das Presbyterium liegt zwei Stufen höher als das Kirchenschiff. Unter dem Presbyterium 
befindet sich eine von außen erreichbare Krypta. Solche Unterkirchen waren bei romanischen 
Gotteshäusern sehr gebräuchlich und vom Laienraum der Kirche musste man über viele 
Stufen zum Priesterchor hinaufsteigen. Da die erste Kirche in Gramastetten aus der 
romanischen Bauzeit stammte, könnte die Unterkirche schon dem ursprünglichen Bau 
zugewiesen werden. Beim Umbau im 15. Jahrhundert schlug man vielleicht das alte Gewölbe 
der Unterkirche herab und errichtete etwas tiefer die jetzige gotische Decke, so dass im 
Kircheninnem der bisherige auffällige Höhenunterschied verschwand. Der Altar in der Krypta 
wurde ebenfalls von Bischof Meuerl geweiht. 10 
Aus Inventaren und Kirchenrechnungen der späteren Jahrzehnte ergeben sich manche 
Einzelheiten. Erwähnt werden die Glocken, eine davon die große und eine die Betglocke 
genannt, die Uhr mit vergoldeten Zeigern, im Innern der Kirche der Taufstein, ein „Heiliges 
Grab“ zum Aufstellen in der Karwoche. 
Die Emporkirche (Parkirche) war zur Vermehrung der Kirchensitze errichtet worden. Die 
Sitze auf der Empore oder in dem unteren Kirchenraum waren gleichwertig; sie kosteten 1 
Schilling 2 Pfenninge, scheinen aber für längere Zeit vergeben worden zu sein, denn jährlich 
wurden nur 2 bis 7 solcher „Männer- oder Frauenstände“ eingelöst. 
Ein Speisgitter scheint noch gefehlt zu haben; die Leute knieten zum Empfang der hl. 
Kommunion an die Stufen des Hochaltares und die Ministranten spannten „ein langes Tuch 
vor den Hochaltar zum Kommunizieren“. 
An Altären sind aufzuzählen: der Hochaltar, der Liebfrauenaltar, zwei andere Seitenaltäre und 
der in der Unterkirche, im ganzen also fünf. 
Auf dem Altartisch lagen ausgebreitet ein größeres und ein kleineres Tuch mit Spitzen; außer 
der Zeit der Messe wurde ein „ausgenähtes“ Staubtuch darüber gedeckt. Zu jedem Altar 
gehörten zwei Leuchter aus Messing, zum Marienaltar aber zwei aus Holz geschnitzt und 
bemalt. Die Muttergottesstatue auf dem Frauenaltar stattete man mit färbigen, roten und 
weißen „Fürtüchern“ aus, wahrscheinlich ähnlich, wie man jetzt noch an Wallfahrtsorten die 
Gnadenbilder bekleidet. Die Vorderseite aller fünf Altartische verhüllte stets ein 
10 Christliche Kunstblätter, 1883, 24. Jahrgang, S. 41 ff.; S. 1884 7 ff.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.