Volltext: Gemeinde Lichtenberg

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Durch solche Erfahrungen gewarnt, probierten die Zisterzienser ein neues Verfahren. Der 
Zisterzienserorden war im Jahre 1098, man könnte beinahe sagen als landwirtschaftlicher 
Orden, gegründet worden. Die Laienbrüder übertrafen an Zahl die Geistlichen und alle 
miteinander richteten ihr Hauptaugenmerk auf Neuordnung und Kultivierung des Bodens. Sie 
sahen nun, wie die weltlichen Grundherren das freie Verfügungsrecht über den eigenen Besitz 
verloren und sich nur mit dem Zehent und anderen Leistungen begnügen mussten. Dadurch 
gewitzigt, zerteilten sie ihren Grund nicht in einzelne Bauemlehen, sondern errichteten große 
Wirtschaftshöfe, sogenannte Grangien, die als Mittelpunkt für die weitere Umgebung dienten. 
Auch die Zisterzienser von Wilhering hielten sich an dieses Vorgehen. Durch die 
Freigebigkeit des Stifters Ulrich waren Eidenberg und die dortigen Wälder in das Eigentum 
des Klosters übergegangen. Eidenberg wurde als Grangie in Selbstbewirtschaftung 
übernommen und ist eigentlich bis in die Gegenwart so geblieben. Nur der Eigenbetrieb 
rettete Eidenberg für das Stift, denn wenn dieser Besitz in Lehensgüter zerteilt worden wäre, 
würde dieses Gut jetzt wie alle anderen verloren sein. 
Die Einzelgüter, die Wilhering geschenkweise oder durch Kauf und Tausch erwarb, konnten 
aber wegen der Streulage nicht als Grangien behandelt werden. Sie wurden teils als 
Lehensgüter ausgegeben, teils durch Meier bewirtschaftet. Aber vorsorglicherweise ließ sich 
das Kloster in einzelnen Fällen schriftlich versprechen, dass solche Güter wieder an 
Wilhering zurückfallen sollen. Auch der Name Neustift (Haider zu Neustift nördlich vom 
Gröblinger) und Freistift bedeutete, dass der Inhaber ohne weiters wieder abgestiftet werden 
konnte. 
Aber schließlich wirkte das Gewohnheitsrecht auch auf die Klostergüter: Das Besitzrecht 
wurde eingeschränkt. 
An Meierhöfe, meist einstiger Wilheringer Besitz, erinnern in Gramastetten noch folgende 
Hausnamen: Wiesmair (villieus in prato), Mair, Obermair, Angermair in Kammerschlag, 
Grebmair, Mayerdörfl, Steinmair, Denkmair in Lichtenberg, Mair am Hof und Grummetmair 
bei Eidenberg, Hemmelmair in Türkstetten, Himmelmair in Anger, Mair zu Lafferstorf u. a. 
Das Kloster Wilhering trat nicht bloß durch seine Besitzungen in Beziehung zu Gramastetten, 
sondern noch mehr durch die Übernahme der Pfarre. Mitwirkende Ursachen waren das 
Aussterben der Waxenberger und politische Veränderungen. 
Gramastetten wird Pfarre des Klosters Wilhering 
Wenngleich Gramastetten schon 1110 zur Pfarre erhoben war, wissen wir nicht, welche 
Pfarrer in den folgenden Jahrzehnten tätig waren. Erst 1180 lässt sich urkundlich ein Pfarrer 
Arnold nachweisen. Er gab seine Zustimmung, dass Wilhering den Zehent in Scharten 
(Schartner) und Arbenberch (Amberg) vom Passauer Bischof Dietpold übernehme und dafür 
einige Besitzungen in Duringensteten (Türkstetten) an Passau gebe. 
Der Passauer Bischof Wolfker (1191-1204) bestritt das Patronatsrecht der Waxenberger auf 
Gramastetten. Am 29. Juli 1204 fand in Passau eine Verhandlung darüber statt. Elisabeth von 
Waxenberg, die Enkelin der Pfarrgründer, legte zum Beweise die im Jahre 1110 ausgestellte 
Urkunde vor und überzeugte dadurch den Bischof, dass sie und ihre Erben das Patronatsrecht 
besitzen. Weil aber die Originalurkunde schon in Zerfall begriffen war, befürchtete Elisabeth, 
es könnte damit später kein Beweis mehr geführt werden: auf ihre Bitte wurde daher in der 
bischöflichen Kanzlei eine neue Urkunde ausgestellt und der Wortlaut der alten eingeschaltet. 
Wahrscheinlich auf Grund dieses neu gesicherten Rechtes gaben die Griesbach-Waxenberger 
einem Mitglied ihrer Familie, dem Heinrich von Weassinberc, der zugleich Domherr von
	        
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