Volltext: Gemeinde Lichtenberg

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In Gramastetten treffen wir die Namen Eder, Oder, Hinterseder, Edtmaier, Maier zu Edt, 
Kunödt, Edtfellner, Stöneder, Albanseder, Friedrichseder, Erbanseder, Gattereder. Oede kann 
bedeuten: in der Einsamkeit, in der Einöde, und die erste Hälfte der angeführten Namen dürfte 
sich daraus erklären lassen. Od heißt aber auch Eigentum, wie im Worte Kleinod, und die 
Hausnamen bezeichneten also das Besitztum des Günter, des Alban, des Friedrich des 
Eberwein, im Gegensatz zu solchen Bauern, denen das Haus nicht gehörte, die einem 
Grundherrn untertänig waren. 
Ortschaftsnamen, die auf die Silbe Dorf endigen, dürfen wir im Gebiet der Einzelsiedlung 
nicht zahlreich vertreten denken. Im großen Raume der Altpfarre Gramastetten treffen wir nur 
Lasserstorf, Mayerdörfl, Bemdorf, Neudorf, während Feldstorf, Königsdorf und Wögersdorf 
bei Waxenberg nur Gruppen von Einzelhäusern vorstellen. Weil in Anger und Amberg drei 
Häuser beinander stehen, sprechen die Leute schon von Angerdorf und Ambergerdorf. 
Merkwürdig ist der Umstand, dass auch ein einziges Haus den Namen Dorf führen kann, 
obwohl man sich sonst darunter eine Mehrheit von Wohnstätten vorstellt. In den 
Bezeichnungen Allerstorfer (abzuleiten vom Personennamen Adelhart) und Rudelsdorfer (von 
Rudolf) bedeutet daher Dorf nicht das Zusammenwohnen einer Schar von Menschen, sondern 
es gilt hier soviel als Landgut, Pachtgut. 
Eine ganze Reihe von Hausnamen bezieht sich auf das Verhältnis zwischen Grundherrschaft 
und Untertanen. Nach dem Jahre 1000 erscheint das Mühlviertel streifenweise unter adelige 
Grundherren aufgeteilt. Vielleicht waren manche davon aus Franken, da ja damals die 
fränkischen Kaiser (1024 - 1125) regierten. Diese Grundherren hatten Besitzungen im bereits 
kultivierten Gebiet an der Donau und erhielten dazu einen Streifen Rodungsland, nach 
Norden verlaufend bis zur böhmischen Grenze. Um das Gebiet urbar und nutzbar zu machen, 
wurden Bauern eingeladen, sich im Mühlviertel niederzulassen. Wenngleich diese 
Einwanderer vielfach freie Leute waren, mussten sie sich für die Erlaubnis, Wohnstätten 
gründen zu dürfen, gewisse Bedingungen gefallen lassen, Abgaben leisten, für den 
Grundherrn arbeiten. 
Es gerieten die Bauern in ein gewisses Untertänigkeitsverhältnis. Das Stück Land, auf dem 
diese Bauern lebten, war nicht geschenkt, sondern nur geliehen worden, und heißt deshalb oft 
Lehen, der Bauer dann Lehner. Die Häuser Ausberger und Fellnecker in Großamberg hießen 
1287 Gauderslehen und Aignerslehen. Ein Bauernhaus mit einer Fläche von über 50 Joch 
nannte man in Gramastetten Hof, ein kleines: Gütl. Die Inhaber von mittelgroßen 
Bauerngütern nannte man Huber, Hübler, Hofstätter, von kleineren Söllner, Pointner. Der 
Stadel, in den das Zehentgetreide zusammengeführt wurde, gab Anlass zum Hausnamen 
Stadler oder Staller. 
Zu den Großgrundbesitzern im mittleren Mühlviertel zählte auch das adelige Geschlecht der 
Herren von Wilhering. Sie scheinen aus Franken gekommen zu sein, denn sie beriefen in das 
1146 gegründete Kloster Wilhering Zisterziensermönche aus dem fränkischen Kloster Ebrach 
und stellten es in den Schutz des Bischofs von Bamberg. Die Herren von Wilhering 
benannten sich ihrer Burg, die entweder an der Stelle des heutigen Stiftes aber irgendwo in 
der Umgebung stand. Als Besitz gehörte ihnen der Wilheringerwald in der Westhälfte des 
Kimberges, Häuser in Mühlbach und Edramsberg und der breite Landstrich zwischen 
zwischen den Rodlbächen und dem Haselgraben von der Donau bis zur Moldau. Der Besitz 
südlich der Donau lag in der Pfarre Schönering, für das Gebiet nördlich der Donau im 
Mühlviertel wurde 1110 die Pfarre Gramastetten gegründet.
	        
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