Volltext: Gemeinde Lichtenberg

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Die verschiedenen Gedenkanlässe zur 7Osten Wiederkehr vom März 1938 gehören der 
Vergangenheit an. Nur mehr ein kleiner Prozentsatz der heutigen Bevölkerung Österreichs hat 
dieses damalige Ereignis in geistig neutraler Erinnerung. 
Die damals mehrheitlich ländliche Bevölkerung stand am Ende eines auslaufenden, jahrhunderte 
dauernden, gleich bleibenden Jahresablaufs. 
Die städtischen Einwohner litten besonders unter Arbeitslosigkeit einerseits und wenigen in 
guter Position befindlichen Geschäftsleute und Beamte. 
Diese nach dem Ersten Weltkrieg mit einem ungerecht aufgezwungenen Friedensvertrag, 
Inflation, Börsenkrach war ein guter Nährboden für den auf kommenden Parteienzwist einerseits 
und die Geburtsstunde für Diktaturen eines Hitler und Stalin andererseits, welche es verstanden 
mit nicht erfüllbaren Versprechen und Gewalt gegen so genannte Volksschädlinge (Judentum, 
Religionen und anders denkende) das Volk vorerst zu begeistern. Und den gesamten 
Wirtschaftsbereich unter Aufbietung aller verfügbaren Kräfte und bisher nicht gekannter 
Propaganda auf den Krieg vorzubereiten. 
Eine Erinnerung: Beim Vormarsch 1942 in Richtung Stalingrad begleitete uns immer die 
Aufmunterung „Der Dank der Heimat ist euch gewiss. “. 
Zwei Jahre später, nach meiner zweiten Verwundung landete ich in Naunburg an der Saale 
(mitteldeutsches Industriegebiet), schwere Luftangriffe auf Industrie und Bevölkerung. 
Frage: „ Wie soll diese Heimat dankbar sein, wenn das tägliche Leben hier genauso schwer und 
opfervoll ist, als das der Frontkämpfer? “ 
Die Opfer der Heimat steigerten sich bis zum Kriegsende zu einer bisher nicht gekannten 
Tragödie. Ich gedenke hier im Besonderen an die Kriegerswitwen und Frauen allgemein. Hat der 
Dank der Heimat sogar euch vergessen? 
Wie viele Kriegerswitwen haben ihre Kinder in großer Not allein, zu guten brauchbaren 
Menschen erzogen? 
Auf Grund der kurzen Zwischenkriegszeit 1918 bis 1939 haben viele ältere Frauen im Ersten 
Weltkrieg den Ehemann geopfert und im Zweiten Weltkrieg dessen Söhne. 
Junge Menschen glaubten 1938 an eine bessere Zukunft, nützten die angebotenen 
Ehestandsdarlehen. Viele dieser jungen Frauen standen wenige Jahre später mit kleinen Kindern 
allein im ständig härter werdenden Lebenskampf im aussichtslosen Krieg. 
Die nach Ende des Krieges 1945 geprägten Worte wie: „Flucht nach vorne!“ und 
„ Wirtschaftswunder “ waren Höchstleistungen bei Hungerlohn an Arbeit und politischer 
Eintracht weit in die Zukunft sehender und denkender Menschen. 
In dieser schwierigen Aufbauentwicklung und der im Jahre 1955 erreichten Freiheit wuchs auch 
die allgemeine Freude ein österreichischer Staatsbürger zu sein. Auf Grund der gemeinsamen, 
weitsichtigen, Ausgleich suchenden Tätigkeit unserer Politiker stieg das Ansehen unseres Landes 
weltweit. Wir stellten UNO Kontingente für verschiedene Krisengebiete, Wien wurde eine der 
UNO Zentralen und ein Österreicher bekleidete das Amt eines Generalsekretärs. Russische 
Machthaber verhandelten in Wien mit amerikanischen Präsidenten über atomare Themen und 
andere weltpolitische Angelegenheiten. 
Krieg und Gewalt sind immer die schlechtesten Handlungen im menschlichen Bereich. Einen 
Krieg beginnen ist immer ein Verbrechen an der Menschheit. Gewalt erzeugt wieder Gewalt. 
Bald nach diesem unseligen Geschehen reichten sich die jahrhunderte kriegsführenden Mächte 
Frankreich und Deutschland die Hände zu einer friedlichen Zukunft. Dieses Miteinander fand 
allgemeine Zustimmung und so erweiterte sich dieser Gedanke bis zur derzeitigen Europäischen 
Gemeinschaft. Diese in Frieden lebende Einrichtung ist noch kein Paradies auf Erden und auch 
kein Geschenk auf immer währenden Frieden, vor allem aber auch kein Anlass für ewige
	        
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