Volltext: Gemeinde Lichtenberg

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Abschlussgedanken 
Wenn ich am Ende dieses vorliegenden Buches an der Schwelle meines bevorstehenden 87sten 
Lebensjahres bin, dann bleibt eigentlich nur mehr ein Rückblick über die so schnell vergangenen 
Jahre meines bereits langen, irdischen Daseins. 
Als ältestes von 12 Kindern einer Häuslerfamilie mit baufälligen Häusl und zwei mageren 
Kühen, war Sparsamkeit, Rücksichtnahme und Gemeinschaftssinn sozusagen in die Wiege gelegt. 
Um diese drei angeführten Tugenden leichter zu erreichen halfen Kinderkrankheiten, spärliches 
Wachstum, langer Schulweg und im Alter von 10 Jahren, als Firmgeschenk eine Taschenuhr, 
sowie die nicht ganz so mageren Kühe meines kinderlosen Firmgöd zu hüten. 
Heimweh stand auf der Tagesordnung. Ob es außer meiner Eltern jemand bemerkte ist mir 
unbekannt. Auch meine Eltern hatten im gleichen Alter das selbe Schicksal zu bewältigen. Diese, 
in dieser Zeit, noch allgemein autoritäre Erziehung hatte ihre bestimmten Regeln, wonach für 
jugendliche Dienstboten unter 16 Jahren galt: „Halt's Maul, red waunst g fragt wirst und renn 
wo 's eben is. “ 
Besonders bei größeren Gemeinschaftsarbeiten: Kornschnitt, Maschindreschn mit all 
abendlichen Belustigungen waren die jüngsten Mägde und Knechte, die Draufzahler. 
All diese negativen Erlebnisse haben neben der schweren körperlichen Arbeit auch die rein 
menschliche Entwicklung behindert und schließlich im Dienste der deutschen Wehrmacht mit 
dem unbedingten Gehorsam eine traurige Vollendung gefunden. Diese im kindlich, jugendlichen 
Alter ertragene Benachteiligung hat man mit zunehmender Körperkraft auszugleichen versucht. 
Der jugendliche Wunsch einen Fotoapparat zu besitzen kam nicht zustande, weil die Fellner 
Bäuerin gutmütig meinte: „Ich solle brav, fleißig und sparsam sein. Vielleicht könne ich dann 
später auf ein Häusl einheiraten. “ 
In meiner landwirtschaftlichen Kariere erreichte ich mit 17 ‘A Jahren nach Hüterbub und 
Ochsenknecht den Titel „Pferdeknecht“. Trotz dieses steilen Aufstiegs lag mein Zukunftswunsch 
beim Militärdienst und in späterer Folge in einen anderen Beruf umzusteigen. 
Bereits im Vorschulalter hörte ich von meinem Vater und seinen Kriegskameraden aus dem 
Ersten Weltkrieg Erzählungen, welche bereits in dieser Zeit mein Bewusstsein stärkten „ Wenn 
ich einmal groß bin Soldat zu werden “. 
Im Winter waren auch die Frauen beim Federnschleißen unter sich. Da hörte ich, wie eine 
meinte: „Alle Männer, die im Krieg waren sind Spinner. Jeder hat etwas abgekriegt. “ 
Bei der Musterung zur Wehrmacht am 05.12.1940, 18 Jahre 5 Monate und 13 Tage alt, brachte 
ich im Adamskostüm 48 kg auf die Waage. Konnte aber wie die gleichaltrigen Bauernknechte 
dieser Zeit einen Juttesack voll Thomasmehl (gemahlene Eisenschlacke, phosphorhältiges 
Düngemittel) mit 100 kg Gewicht vom Boden aufheben. 
Bei der Einberufung am 03.10.1941 konnte ich mit 56 kg Körpergewicht auftrumpfen. Diese 
Tatsache zeigt, dass man erst in diesem Alter die körperliche Fähigkeit für die geforderte 
Leistung besaß. Das heißt aber auch, bis zu diesem Zeitpunkt war man körperlich überfordert. 
Im folgenden Kriegsdienst hat aber diese körperliche Leistungsfähigkeit manche Vorteile 
gebracht.
	        
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