Volltext: Gemeinde Lichtenberg

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Der Name des Ranitzbaches, der westlich von Gramastetten in die Rodl mündet, wird 
abgeleitet vom Slawischen Worte racu, der Krebs, der des Gusenbaches bei Zwettl von Gasu, 
die Gans. Wenn der Ortsname Zwettl deutsch ist, könnte man an Zwietal denken, das wäre die 
Stelle, wo die zwei Täler der Rodl und der Diestl sich vereinigen. Es könnte das Wort aber 
auch abgeleitet werden von swetlo, die Lichtung, von den Slawen zu einer Ansiedlung aus 
dem Walde gerodet. Für die letztere Ansicht dürfte der Umstand sprechen, dass heute noch 
dieser Ortsname mit dem weiblichen Artikel gebraucht wird: die Zwettl, in der Zwettl gehen, 
in der Zwettl wohnen. Auch das gleichnamige Zisterzienserkloster Zwettl in 
Niederösteerreich heißt lateinisch Clara Ballis, in das Deutsche übertragen: Lichtental. Der 
Name Lasserstorf stammt ohne Zweifel vom slawischen Personennamen Laslo = Ladislav. 
Der Hausname Berger bedeutet dasselbe wie das deutsche Wort Berger (gorica = Berg). 
Sicher sind auch die Ortsnamen mit der Silbe „Wind“ (Windhager bei Eidenberg, 
Windsteiger) auf das Wort Wenden, den anderen Namen für Slawen, zurückzuführen '). 
Aus dem allmählichen Eindringen der Slawen in das Mühlviertel lässt sich ersehen, dass 
sogar minder günstiger Boden für Siedlungen begehrt wurde. In Mitteldeutschland war 
infolge der starke Volks Vermehrung der Wohnraum noch knapper geworden. Karl der Große 
schuf für diese Landnot eine gewisse Erleichterung. Er hatte 788 den Herzog Thassilo besiegt 
und Baiem samt Oberösterreich dem Frankenlande einverleibt. Auch die östlich der Enns 
wohnenden Avaren wurden bekriegt und deren Land bis tief nach Ungarn erobert. Da nun 
Neuland erobert und das alte bayrische Kulturgebiet Ruhe vor den räuberischen Avaren hatte, 
setzte in der Folgezeit eine rege Besiedlungstätigkeit. Als Ansiedler kommen von nun an 
neben den Bayern auch die Franken in Betracht, letztere auch aus dem Grunde, weil ja Bayern 
und das Ostland eroberte Gebiete waren und man deshalb verlässliche Leute brauchte, die 
sicher zum Herrscherhause hielten. 
Der bessere Boden war aber schon in festen Händen; man musste deshalb auch mit bergigem 
oder waldigem Land, zum Beispiel des Mühlviertels, zufrieden sein. Nicht mehr so häufig wie 
in altbayrischer Zeit wurden Haufendörfer angelegt, auf dem neuen Siedlungsboden des 
Mühlviertels sind die geschlossenen Siedlungen sehr selten. Im Gebiete von Gramastetten 
gehören nur der Kirchenort, Neußerling und Lasserstorf hierher. 
Aber die Ortsnamen sind immer noch wie bisher vielfach Zusammensetzungen mit 
Personennamen. Der neue Ort wurde dem zu Ehren benannt, der den Anstoß zur Gründung 
gab, der den Ausbau leitete oder den ersten Rang unter den Ansiedlern einnahm. Die 
Ortsnamen sind ursprünglich meist von den Nachbarn gegeben worden; die Einheimischen 
brauchten ja für die eigene Siedlung keinen Namen, sie sagten einfach: bei uns daheim. 
Auf ähnliche Weise lässt sich auch das Wort Gramasteten erklären. Es bedeutet: bei den 
Wohnstätten eines gewissen Grimhard. Es müssen mehrere Häuser zu gleicher Zeit erbaut 
worden sein, denn wenn nur ein einziges Gebäude bestanden hätte, würde man die Endsilbe 
statt angefügt haben, so wie man sagt: Hofstatt, Brandstatt. Als älteste Form erscheint 
Grimhartsstetun; andere Schreibweisen sind: Grimarsteten, Grehmhartsteten, Gramansteten 
und ähnliche. 
Ortsnamen mit derselben Endung gibt es manche im Gebiete von Gramastetten. Türstetten hat 
sicherlich nichts mit den Türken zu tun, sondern heißt „bei den Wohnstätten des Duringus“. 
Die zwei Häuser Ober- und Unterkronstetter, die bis jetzt zu Neußerling gerechnet werden, 
bildeten 1287 mit einem dritten Haus die Ortschaft Ghronastetn. Gleichzeitig werden zwei 
Häuser in Auzersteten genannt, wahrscheinlich in der Ortschaft Stetten zu suchen. Ein 
1 Fr. Stroh. Die altslawische Besiedlung des oberen Mühlviertels; 27. Jahresbericht d. Mus. Linz 1914; 
K.Schiffmann: Das Land ob der Enns, S.205 ff.
	        
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