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tanzen! Man vergesse auch nicht; daß Sprünge, akrobatische
Stücke und Mimik nicht in die gesellschaftlichen Formen des
Tanzes gehören, auch nicht in die schwierigsten. Nicht, daß. eine
vollendete Ausführung von Tango oder Boston leichter wäre
ale viele akrobatische oder gymnastische .Bühnentänze,
sondern daß, sie etwas ganz anderes sind, ein ganz anderer
Weg der künstlerischen, Darstellung. Kommen übrigens
Gymnastik, Mimik usw. zum Parkettanz, dann hört er auf,
Gesellschaftstanz zu sein und nimmt die Formen eines Kunst-
tanzes an.
So gelingt es auch verhältnismäßig sehr bald, die ersten
Schwierigkeiten des Parkettanzes zu überwinden; ‚der neue
Tänzer bekommt das subjektive Gefühl, tanzen ‚zu können!
Das befriedigt und ermutigt. Allein die Dürftigkeit des an-
fänglichen Könnens bleibt nicht lange unbemerkt. — und. es
meldet sich ein brennendes Bedürfnis nach Steigerung und
Komplikation der Schrittfolgen und Bewegungen als Aus-
gleich für die gefühlte Unfertigkeit — natürlich 'ein ganz
illusorischer Ausgleich! Der Neophyt wird oft „Figuren-
jäger‘“, nicht selten unter Anbildung der Merkmale eines
„Enrage‘, und fast immer mit dem Erfolg, auf die Zuschauer
komisch zu wirken. Das ist die kritischeste Periode in bezug
auf die Verwilderungsgefahr; der neue Tänzer, eignet sich
sehr leicht Fehler an, die er Nur sehr‘ schwer wieder‘ l0s-
werden kann.
8. Bewegungslosigkeit von Kopf, Rumpf und
Armen.
Im. abgekürzten Teile der Grundlagen wird völlige Be-
wegungslosigkeit von Kopf, Rumpf und Armen „gefordert.
” Nicht, daß der Rumpf beim Tanz völlig unbeweglich
sein soll, aber weil der Anfänger ‚die richtigen Bewegungen
niemals trifft, gilt für ihn der Satz: Von den Hüften aufwärts
überhaupt keine Bewegungen!‘ /
Lieber keine Bewegungen als falsche Bewegungen! Wie
oft. beim Anblick des tanzenden Publikums möchte man So
vielen. Tänzern zurufen: „Um alles in der Welt, machen Sie
beim Tanz keine: ‚Tanzbewegungen‘; es ist ohne diese‘ un-
endlich besser!“
Soll sich der, Parkettanz möglichst fern vom Bilde eines
primitiven Kriegs- oder Bluttanzes bewegen “und sich nach
Möglichkeit dem Bilde einer kultivierten Äußerung annähern,
so:hat er nur so viel -:Bewegungsquantität zu enthalten, als
notwendig ist, um: die Schrittfolgen und Wendungen elegant
und schwungvoll zu produzieren“
Will jemand einen Tanz aufführen, wie es’ die Natur-
menschen lieben; so hindert ‚ihn hatürlich keine - materielle
Schranke daran, die. "entsprechenden ‚Verdrehungen . des
Rumpfes, der ‚Hüftengegend und der Beine, nebst Sprüngen