sam, langsam! Pomali, pomali, du verfluchter Hund!" Er
trommelte mit den Fäusten auf den Rücken des Edelmannes,
der verstand nichts oder wollte nichts begreifen. Nitschewo!
Wieder wurde sich Walter in übermächtiger Bitterkeit seiner
hilflosen, ohnmächtigen Lage bewußt — Strandgut, das die
Sturmwellen des Meeres irgendwohin spülten, ein zer¬
brochenes, unnützes Werkzeug des Krieges. Der nächste Ruck
befreite ihn von dem Kameraden, der einige wirre, abge¬
rissene Worte stammelte und bald gänzlich schwieg. Geschwächt
durch den großen Blutverlust, schlief er dann sogar friedlich ein.
Einige Tage lang wurde er wie ein Warenballen in ver¬
schiedenen Feldspitälern herumgeschoben, er bekam einen
Gipsverband über den halben Leib, ein polnischer Arzt
schnitt ihm das Fenster über der handgroßen Wunde so gut
aus, daß bei jedem Verband Gips in die Wunde bröckelte.
Die Schlacht füllte die naheliegenden Feldspitäler derart
mit Verwundeten, daß die Arzte Tag und Nacht nicht zur
Ruhe kamen, nur mehr rein automatisch, handwerksmäßig
arbeiteten. Walter spürte fast keine Schmerzen in dieser Zeit,
er lag in einem Bett und konnte schlafen, er schlief und
schlief, die Erschöpfung infolge der übergroßen Strapazen
war noch stärker als die schwere Verletzung. Unerträglich
wurden die Läuse, die unter dem Gipsverband ungestört
schwelgen konnten, ihn zuweilen zur Verzweiflung brachten,
wenn nicht die Apathie zu mächtig gewesen wäre. Selbst
hier noch galt das eiserne Gesetz der Front: Hilf dir selbst,
sonst stirbst du. Immer wieder verlangte er hartnäckig, mit
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