Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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kaperten Schiffe, allein die Kapitänsdiplome stellte er deren Eigentümern groß- 
mütig zurück. Wenn er auch die meisten Schiffe, die ihm in die Hände sielen, 
nach dem bestehenden Kriegsrechte versenkte, so sorgte er, daß keinem lebenden 
Wesen ein Haar gekrümmt wurde. Selbst Hunde und andere Tiere ließ er 
totschießen, bevor das Schiff in den Grund gebohrt wurde. Ueberhaupt sind alle 
Mannschaften der zerstörten Schiffe voll des Lobes über die höfliche und 
ritterliche Behandlung von feiten der Besatzung der Emden. Keinem wurde 
ein Leid angetan, abgesehen von der Kaperung und Versenkung der Schiffe nach 
Kriegsrecht. Selbst diese Härte suchte man zu mildern durch die Ankündigung: 
„Kapitän, Sie wissen, daß Krieg ist zwischen Deutschland und England! Nach 
Kriegsbrauch müssen wir Ihr Schiff versenken." 
Nur einmal vernahm man eine Drohung aus dem Munde der Offiziere 
der Emden. „Ich hörte" — so erzählt die Frau des Kapitäns Ellis — „die 
Deutschen schwören, daß sie, falls ein französisches Schiff ihnen in die Hände 
falle, dasselbe mit Man» und Maus in den Grund bohren würden, weil ein 
französischer Kreuzer einem deutschen Schiffe, 50 Meilen vor Saigon, dieses 
angetan habe. Anstatt ihre Mannschaft auf ein anderes Schiff überzusetzen, 
würden sie ihr nur erlauben, kleine Boote zu besteigen und ihren Weg selbst 
weiter zu finden." 
Oer Schreck des Indischen Gzeans. 
Wo immer die gefürchtete Emden auftauchte, da nahmen die Dampfer 
der feindlichen Nationen Reißaus, wie das Wild, wenn sich ein Tiger im nahen 
Gebüsch blicken läßt, oder sie versteckten sich in sicheren Häsen. Eine unabseh- 
bare Reihe von englischen Dampfern lag im Hugglifluß verborgen, und fünf 
japanische im Hafen von Penang. 
„So oft man uns versichert," schrieb die Times os Jndia am 7. Oktober, 
„daß die Emden aus dem Wege gegangen oder auf den Grund des Meeres 
versenkt ist, setzen wir wieder fröhliche Gesichter auf. Es mögen dann wohl 
auch 24 Stunden vergehen, ohne daß die »deutsche Wespe« — so hatte man 
die Emden in Indien umgetauft — ein Lebenszeichen von sich gibt. Neulich 
flüsterte man sich wieder beruhigende Worte über sie ins Ohr, als am selben 
Abende der Draht die Beschießung von Madras meldete. Alsdann sollte die 
Wespe wieder einmal davon geflogen sein; aber heute (7. Oktober) tritt die 
Wahrheit wieder zutage, indem wir erfahren, daß sie in der Nähe der Lakka- 
diveninfeln an einem Tage vier Schiffe versenkt und das Kohlenschiff der 
Admiralität gekapert habe. Wir können also die Tatsache nicht ableugnen, 
daß die Raubzüge dieser Wespe für uus verhängnisvoll sind, und daß die 
Emden uns viel näher ist, als es uns lieb sein mag." 
In der Tat war die Verbindung zwischen Indien und Birma abgeschnitten 
und der indische Seehandel lahmgelegt. Gebildete Jndier erkundigten sich in 
den Geschäftsräumen der Zeitungen darüber, ob Dover von Calais aus beschossen 
werden könne, oder ob die Deutschen schon in England gelandet seien? Ja, 
es tauchten schon Gerüchte auf, daß die englische Armee besiegt, die indischen
	        
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