Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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quartier. Dort patrouillierte sie die zwei DurchfOrten«?^ beiden Seiten dieftc 
Insel und beherrschte so die zwei Handelsguts von Kowmhp und GalteX 
Kein Handelsdampfer konnte ihr entgehen. , 
Es erübrigt noch zu bemerken, daß alle Handstreiche deZ" schweigsamen 
Kommandanten mit vorzüglicher Ueberlegung und unübertrefflichem Geschic£/ 
geplant und ausgeführt worden sind. Das ergibt sich besonders aus dem^M- 
richte eines englischen Schiffskapitäns in der Times of Jndia vom 21. Oktober. 
Er lautet: Als Kommandant von Müller sich entschloß, Madras zu beschießen, 
sandte er am Morgen des 29. September zwei seiner Offiziere als Viehhändler 
verkleidet auf einem Boote in die Stadt, vorgeblich um dreißig Stück Schafe 
für den Küchenbedarf eines Schiffes einzukaufen, tatsächlich aber, um die 
Standorte der Küstenbatterien und der großen Petroleumbehälter festzustellen. 
In dieser Weise trieben sich die feindlichen Späher uubelästigt bei hellem Tage 
in den Straßen der Stadt herum, kauften wohl auch die dreißig Schafe und 
sahen alles, was sie sehen wollten. Es war daher kein Wunder, daß am Abend 
desselben Tages die Schüsse der Emden die Petroleumbehälter mit einer so 
vorzüglichen Sicherheit trafen. 
Unverwüstlicher guter Humor. 
Eine hervorragende Rolle spielte auf der Emden ein vierter Schornstein- 
mantel aus Eisenblech, den der Kommandant, ebenso wie die drei echten 
Schiffskamine, mit den englischen Farben bemalen ließ. Fürs gewöhnliche 
lag der bemalte „Strohmann" in irgendeiner Ecke des Schiffsdeckes; aber so- 
bald strategische Umstände es forderten, wurde er hervorgeholt und mit den 
anderen Schornsteinen des Schiffes in eine Linie aufgestellt. Dadurch wurde 
der Feind mehr als einmal irregeführt, weil er wußte, daß die Emden nur 
drei Kamine befaß. Diefer Kriegslist verdankte sie die Flucht aus Kiautschou 
mitten durch die japanische Flotte. Als die Japaner den Kreuzer mit den 
vier Schornsteinen in englischen Farben herandampfen sahen, neigten sie alle 
ihre Flaggen ehrfurchtsvoll zur Begrüßung des vermeintlichen Engländers, 
und die Mannschaft der verwegenen Emden ließ ein kräftiges englisches Hurra 
erschallen. 
Mitte September beherrschte die Emden das bengalische Meer in einem 
Umkreise von 100 Meilen. Kein feindliches Schiff konnte dem Späherblicke 
ihres Kommandanten entgehen. Um aber nicht alles Wild aus seinem Reviere 
zu vertreiben, ließ er einige Schiffe in der Ferne uubelästigt durchgehen. So 
geschah es mit dem ?- und 0-Dampfer Nankin. Dieser hatte keine Ahnung 
davon, daß er die gefürchtete Emden passiert hatte, bis er in den Hugglifluß 
einlief. Aehnlich erging es einem anderen englischen Dampfer. An der Huggli- 
Mündung angelangt, rief er vorschriftsmäßig das Pilotenschiff an, um den 
Piloten zu erhalten. Dieses aber hatte sich aus Angst vor der Emden in 
einer Biegung des Flusses versteckt und war nirgends zu sehen. So kreuzte denn 
der Dampfer in der dunklen Nackt hin und her, zeigte das grüne Licht und blies 
Thissen, Mit Herz und Hand iürs Baterland. 6
	        
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