Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Hinter mir feuert ein Geschütz der bayerischen Haubitzen-Batterie. Ich 
verfolge das hoch über mir hinfliegende Geschoß nach feinem eigenartigem 
Schwirren-und richte mein Glas unwillkürlich auf die Kavallerieabteilung.— 
Nach schätzungsweise einer Viertelminute eine gran-schwarze Wolke, hinter der 
die Abteilung verschwindet . . . Wie sich der Rauch verzog, sah ich nur eine 
lang auseinandergezogene Reiterlinie dahinstieben — was geblieben war, 
konnte ich mir denken. 
Es ist zwischen Wittersheim und Lauterfingen vorgekommen, daß baye- 
rische Landwehr unversehens bis auf 50 Meter an verdeckte feindliche Artillerie 
und Infanterie herangekommen ist, mit Hurra stürmte und nicht einen Mann 
verlor. Nach meinen Beobachtungen hält sich der Franzose in Häusern 
am längsten oder in weit entfernter, gedeckter Feldstellung. Aus festen 
Stellungen vorgehen habe ich französische Truppen am 19. und 20. August 
nirgends gesehen. Gegen 2 Uhr nachmittags waren sie von St. Johann von 
Bassel bis nach Saarburg aus sämtlichen Stellungen geworfen und zogen sich 
in voller Flucht auf den Straßen über Langd und Kirchberg zurück. Wie im 
Manöver fetzte unsere Artillerie nach. Die Batterien zogen eine nach der 
anderen im Trab ab — zuletzt auch im schwerfälligen Schritte die Haubitzen 
und Mörfer mit ihren groben Stimmen und den furchtbaren Fernwirkungen. 
Ueber Saarburg stiegen dichte Rauchwolken auf, der Saarwaldhof lag in 
Trümmern, in Gosselmingen und St. Johann brannten einzelne Häuser — 
mitten ans dem Walde quoll schwarzer Rauch: das Schleusenwärterhaus Nr. 8 
brannte, in dem ich wochenlang mein Standquartier aufgeschlagen gehabt, als 
ich die Schutzbezirke Bisping und Angweiler zu begehen hatte. Gegen 3 Uhr 
nachmittags standen, soweit ich das Feld mit meinem Glase beherrschte, unsere 
Batterien und Bataillone um sechs bis acht Kilometer der Grenze näher — 
unsere Schwadronen waren schon weiter hinaus, dem Feinde auf den Fersen. 
An Nachrücken war für mich nicht zu denken — es ging trotz der tollen 
Hitze mit staunenerregender Eile vorwärts; dem geschlagenen Feinde hat man 
keine goldenen Brücken gebaut! Ich beobachtete die Verfolgung noch eine kurze 
Weile und ging in der Annahme, daß es in Finstingen allerlei Arbeit für 
mich geben könne, dahin zurück. . . . 
Am 21., einem Freitage, früh nahm mich ein Oberapotheker im Kraft- 
wagen nach Saarburg mit. Ich wollte auf dem von mir gestern beobachteten 
Schlachtfelde heute die Wirkungen aller Waffen feststellen und nach Möglichkeit 
helfen, wo noch zu helfen war. Wir waren kaum recht in Saarburg einge- 
fahren, als hinter uns her jemand rief, wir möchten vorsichtig fahren. 
„Warum denn?" 
„Ei, weil man hier vor Ihnen vor fünf Minuten aus dem Hause dort 
noch einen Unteroffizier vom Rade geschossen hat; es stecken eben noch zuviel 
Franzosen in den Kellern. 
Da weder der Oberapotheker noch ich eine Waffe trugen, fuhren wir nicht 
weiter. Tatsächlich hat der Straßenkampf in Saarburg am 21. noch bis zum
	        
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