Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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eine tüchtige Portion Kartoffelsuppe mit Rindfleisch. Kaum hatte ich sie 
„gefaßt", da kamen aus dem Gefechte von Lauterfingen her drei Leichtver- 
mundete, die um ein Abendessen frugen. Ich hatte soviel, daß es zur Not 
für uns alle reichte. So setzte ich mich mit den dreien zum „Souper" — 
es schmeckte einem besser wie dem anderen und reichte für alle . . . 
Am nächsten Morgen (20. August) wachte ich erst um fünf Uhr auf, 
als die beiden auf dem Rommelfinger Berge vor Finstingen stehenden Batterien 
das Feuer eröffneten. In aller Eile zog ich meinen schlechtesten Anzug an, 
weil ich den Tag mit unseren Truppen im Felde liegen und, wenn möglich, 
Führerdienste in dem mir genauer bekannten Walde leisten wollte. 
Die Sonne brannte, der Horizont gegen die Vogesen war recht dunstig. 
Alle Batterien feuerten bereits. Gegen neun Uhr etwa stand die Schlacht, 
und die Franzosen, die in der Nacht vom 19. auf den 20. August in breiter 
Front gegen das linke Saarufer vorgerückt waren und ihre Artillerie bei Saar- 
bürg, Saaraltdorf, Dolvingen und St. Johann von Bassel in einige sehr gute 
Stellungen gebracht hatten, wurden von da an aus einer Stellung nach der 
anderen geworfen. 
Mir machte es den Eindruck eines großen Kesseltreibens, als ich von den 
Vogesen sowie von Dieuze herüber unsere Granaten über den Wald fliegen 
sah. Von unserer an sich schlecht sichtbaren Infanterie, die in weit ausein- 
andergezogenen Schützenlinien oder Trupps und Gruppen von einer Häuser- 
oder Walddeckung zur anderen vorging, war nur wenig zu sehen. Mit einem 
sonderbar erhebenden Gefühle, das sich gar nicht in Worte kleiden läßt, er- 
füllte es einen aber, wenn der grüne Laubwald immer von neuem das Hurra 
der mit Todesverachtung Stürmenden zurückgab. Und wo ich das Hurra 
hörte, dahin richtete ich das Glas zunächst, weil ich sicher sein konnte, feindliche 
Kolonnen in voller Flucht davor beobachten zu können. Unheimlich war die 
Präzision des Artilleriefeuers auf diese flüchtenden Kolonnen. Das waldige 
Gelände gewährte wohl langen Unterschlupf, aus dem der Feind aber doch 
einmal vor dem bayerischen Ungestüm weichen mußte. Was dann in roter 
Hose und blauem Rocke über die gelben Felder fliehen mußte, kam meist nur 
100 oder 200 m über den Waldrand hinaus. Ich sah ganze Züge, die im 
Rauche der platzenden Geschosse verschwanden und nicht mehr aufstanden. Aus 
den Schützengräben flogen sie mitsamt dem armtief aufgerissenen Boden — 
es war furchtbar. 
Die wenigen festen Straßen, auf denen geschlossenen Kolonnen marschieren 
konnten, waren auf eine Entfernung bis zu acht Kilometer von den beiden 
bei Helleringen postierten Batterien der schweren Artillerie des Feldheeres, 
hinter denen auch heute wieder der Fesselballon hochgezogen war, bestrichen. 
Mit einer Sicherheit, von der ich bis dahin keine Vorstellung hatte, schlugen 
die Geschosse an den Straßenrändern und mitten auf den Wegen ein. Nörd- 
lich von Zittersdorf ritt eine trabende feindliche Kavallerieabteilung in Zügen 
hintereinander — es konnten zwei Schwadronen sein — von weitem sah die 
Marschformation aus wie ein geschlossenes Viereck.
	        
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