Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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oder Haubitzen auszumachen, sehe ich durch mein Glas in etwa vier Kilometer 
Luftlinienentfernung eine grau-schwarze Rauchwolke aufsteigen. 
Gleich danach feuert das Geschütz wieder — und unter der ersten Rauch- 
wölke steigt nach etwa dreiviertel Minute eine zweite auf. Da beide in nächster 
Nähe einer hinter der Ortschaft Gosselmingen hart am Waldsaume gelegenen 
Meierei, dem Bromseuhose, aufstiegen, konnten die Schüsse nur dem GeHöste 
gelten, dessen rotes Ziegeldach in der Sonne leuchtete. Und wirklich: ein 
dritter Schuß — etwas rechts! Ein vierter: das Haus verschwand in der 
grau-schwarzeu Wolke — als sie sich verzogen hatte, leuchtete das freundliche 
Ziegeldach nicht mehr herüber. Was von feindlicher Vorhut sich darin fest- 
gesetzt hatte, mußte unter den Trümmern begraben liegen. Indem fuhren 
mir gegenüber auf zwei Kilometer Entfernung auf dem Rommelfinger Berge, 
zwei bayerische Batterien auf — ich muß sagen: elegant! 
In nicht mehr als fünf Minuten stand Geschütz um Geschütz in Deckung 
knapp hinter dem Kamme — in weiteren fünf Minuten die Protzen im toten 
Winkel in der Talmulde dahinter. Jetzt war der Artilleriering vom Walde 
oberhalb Rommelfingen über Bettborn, Oberstinzel und Helleringen geschlossen. 
Und nun feuerte auch die Batterie über Bettborn in der Richtung auf Dol- 
viugeu zu — über dem Walde aber von Dieuze her platzten in weißen Wölkchen 
die Schrapnells, ebenso weit weg aber von den Ausläufern der Vogesen herüber 
schallte der Donner der schweren Artillerie des Feldheeres, das entlang dem 
Gebirgsrande gegen die aus dem Gebirge marschierenden feindlichen Korps stand. 
Die Schlacht, die Dienstagabend (18. August) bei Wittersheim und 
Lauterfingen west-nord-westlich von Fiustingeu begonnen hatte, setzte sich somit 
auf der lothringischen Hochebene, die ich nordwestlich bis gegen Dieuze und 
südlich bis gegen Alberschweiler ziemlich übersehen konnte, an allen Punkten 
zugleich fort. Nach dem zu vernehmenden und beobachteten Geschützfeuer stand 
also ein bayerisches Reservekorps in einem nach Südwesten offenen Bogen 
ungefähr von Kerprich über Bergaville—Dommenheim—Geinslingen—Ims¬ 
weiler—Diedeudorf—Wolfskirchen—Postdorf—Kirberg—Bettborn—Oberstin¬ 
zel—Hilbesheim—Brauweiler—Hommartingen—Arzweiler bis an einige wohl 
noch südlicher gelegene Ortschaften in den Vogesen. Fast im Scheitelpunkte 
dieses Bogens, der nach meiner Schätzung 50—60 Kilometer messen mochte, 
lag Finstingeu. Und die am stärksten befestigten Feldstellungen, von denen 
ich bisher noch nichts berichtete, befanden sich in dem welligen, hügeligen 
Gelände östlich der Saar. Auch der Laie mußte sich von ihnen sagen, daß 
sie meisterhaft gewählt waren und der von Süden aus den Vogesen bereits 
herausgezogene und von Südwesten über die lothringische Hochebene anrückende 
Feind sich davor verbluten müsse, wenn er nicht Festungsgeschütze dagegen 
aufzufahren vermöchte. 
Es war nun von einem alle Sinne gefangennehmenden und alle Nerven 
in Spannung haltenden Interesse, zu sehen, wie oft und an welchen Stellen 
der Vorstoß gegen unsere feste Stellung versucht und mit welch unheimlicher 
Präzision er regelmäßig von unserer zweifellos weit überlegenen Artillerie
	        
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