Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Antwerpens Hauptmacht waren seine außerordentlich starken Außenforts, die 
mit allen Mitteln moderner Festungsbautechnik ausgestaltet waren. 
In erster Linie mußte es uns gelingen, diesen starken Gürtel, nämlich 
die Forts Waelhem, Wavre Ste. Catherine, Koningshoyckt und Lierre mit 
ihren Redouten und Zwischenstellungen zu nehmen. Waren diese erst einmal 
in unsern Händen, dann war das Schicksal Antwerpens entschieden. Denn 
dann mußte der, übrigens sehr dichte Jnnenfortsgürtel zusehen, wie die großen 
Kaliber unserer Kruppschen Geschütze über sie hinweg direkt in die Stadt 
hineinfeuerten, sollte diese es nicht vorziehen, sich restlos zu ergeben. Schon 
nach dem ersten Sturm zogen sich unsere Feinde zurück, die Wirkung der 
Geschütze war zu verheerend. Die Besatzung des Forts Wavre Ste. Catherine 
hatte das Fort sogar schon nach den ersten Stunden der Beschießung verlassen, 
kehrte am andern Morgen jedoch wieder zurück, um noch am selben Tage 
endgültig daraus vertrieben zu werden. Mit den 42-Zentimeter-Ge- 
schützen wurden in diesem Fort mehrere Panzerturmtreffer erzielt, die auch 
die Explosion des großen Munitionsmagazins des Forts zur Folge hatten. 
Im Fort Koningshoyckt wurden drei Panzertürme, die elektrischen Anlagen 
und die Kaserne zerstört. Das außerordentlich starke Fort Lierre wurde so 
stark mitgenommen, daß es an eine Verteidigung nicht mehr denken konnte 
und sich sofort nach Einstellung unseres Feuers ohne Kamps und Verluste 
für uns ergab. 
Die durch unsere Geschütze angerichteten Verwüstungen übertrafen in 
einigem noch das, was man von Lüttich und Manbenge gehört hatte. Im 
Fort Waelhem waren Panzertürme geborsten wie altes Mauerwerk, ein auf 
der Decke eines Hohlraumes geplatztes Geschoß durchschlug diesen Hohlraum 
in seiner ganzen Mächtigkeit von dreieinhalb Meter Dicke und riß in den 
betonierten Fußboden noch ein zwei Meter tiefes Loch. Ein außerhalb des 
Forts niedergefallenes Geschoß grub sich 5 Meter tief ein, der Krater hatte 
an seinem äußeren Rande eine Breite von sieben Meter. Aehnliche Schuß- 
Wirkungen konnte man auch in den anderen von unsern Truppen genommenen 
Forts beobachten. 
Um aber in die Stadt Antwerpen selbst hinein „funken" zu können, 
mußte auch noch nach der Einnahme der Forts ein schweres Stück Arbeit 
geleistet werden, nämlich das Jnstellungbringen der schweren Geschütze. Dazu 
aber mußte erst der Uebergang über die Nethe erzwungen werden. War dies 
in nordwestlicher Richtung bei Lierre durch die Besetzung des Fort Kessel und 
der Stadt Lierre ohne sonderliche Schwierigkeiten geglückt, so konnte er an 
der Hauptübergangstelle nördlich von Fort Waelhem nur unter den größten 
Opfern erzwungen werden. Für diese heldenhafte Leistung gebührt in erster 
Linie unseren Pionieren das höchste Lob, die unter furchtbaren Anstrengungen 
und Gefahren dem feindlichen Geschoßhagel trotzend den Uebergang schufen. 
Und wie in der Gesamtheit, so wirkte auch der einzelne Mann. Bewnndernngs- 
würdig war die Ruhe und Umsicht. So sah ich ein Pionierkommando, das 
den Befehl erhalten hatte, von Fort Waelhem aus durch das im feindlichen
	        
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