Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Von einem Feldartilleristen. 
14. September 1914. 
Nachdem Maubeuge sich ergeben hatte, wollten wir natürlich gern einmal 
die Wirkungen unseres Schießens sehen. Unser Oberleutnant führte 
uns deshalb hinaus zu den eingenommenen Forts. Unterwegs sah man 
allenthalben die Spuren des Krieges: zerschossene Dächer und Wände, aus- 
gebrannte Häuser. Je weiter wir kamen, um so mehr häuften sich die An- 
zeichen, daß hier schwer gekämpft worden war: eine Menge Granatlöcher, mit 
Stacheldraht überzogene Felder, in die unsere Pioniere Lücken gerissen hatten, 
Uniformstücke, Tornister usw. Das erste Fort, das wir sahen, Fort Bersillier 
bot einen schrecklichen Anblick. Nie hätte ich mir die Wirkung unserer Geschütze 
so furchtbar vorgestellt. Riesige Steinblöcke lagen kreuz und quer durcheinander. 
Ringsum zerstreut lagen zerschossene Kanonen, Gewehre, ein Telegraphenapparat, 
Kisten voll Patronen, einzelne Granaten und Kleidungsstücke. Ueber all dieser 
Zerstörung wehte stolz im Winde die schwarz-weiß-rote Fahne. 
Weiter ging es durch traurig aussehende Dörfer zur Ferme des Sarts, 
die wir ebenfalls beschossen hatten. Wir stießen auf ein tadellos ausgebautes 
französisches Zwischenwerk, in dem sich noch Kanonen und mehrere tausend 
Granaten vorfanden. Die Ferme des Sarts war ein großes Gehöft, in dem 
sich französische Infanterie festgesetzt hatte, auf welches unsere Batterie 
geschossen hatte. Man sah deutlich, wie die Franzosen beim Anlegen ihrer 
Schützengräben von nnsern Granaten überrascht worden waren. Stellenweise 
waren die Spaten noch zum Stich eingesteckt, eine ungeheure Menge Stachel- 
draht lag umher: der Feind war mitten in seinen Befestigungsarbeiten 
gestört worden. Das Gehöft selbst war furchtbar verwüstet, ein großes 
Trümmerfeld. Am Eingang lag eine tote Kuh, im Hofe der Hofhund 
erschossen an der Kette. Aus dem Heimwege sahen wir die ersten gefangenen 
Franzosen ans Manbenge. 
Nach dem Fall der Festung konnten die Bewohner wieder in ihre Dörfer 
zurückkehren. Da sah man herzbewegende Szenen, als die Leute mit ihrem 
bißchen Hab und Gut, was sie mitgenommen hatten, in ihre leeren und zum 
Teil zerstörten Häuser einzogen. Frauen standen weinend da. Einen alten 
Mann sah ich, der immer wieder wie geistesabwesend mit einem Besen die 
Eingangsstufe fegte. Andere lachten uns krampfhaft an, als wir vorbeizogen, 
manch einer schaute aber auch in verbissener Wut nach uns hin. 
Die Sefthießung von Antwerpen. 
Von Heorg Goetz. 
16. Oktober 1914. 
jfer so überraschend schnelle Fall der als nnbezwinglich geltenden Festung 
^ Antwerpen hat wiederum die unbestreitbare Ueberlegenheit unserer Artillerie 
bewiesen, die, einmal Herrin des notwendigen Terrains, den Feind zum Ab- 
ziehen zwang und so das mächtige Bollwerk in unsere Hände lieferte.
	        
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