Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Gegen 11 Uhr vormittags erscheint die weiße Flagge.' Ich/werde hin- , 
geschickt, und im Galopp geht es durch die eingegrabene Jujanterie' ddrch.^ 
Granatlöcher bis ans Fort. Da stehen sie schon in langen, Reihen auf den/ 
Trümmern ihrer zähverteidigten Batterie. Das Rot ihrer Hosett^vetschnMl 
in zerrissenen Stiefeln. Die langen graublauen Schoßröcke hängen Wen bis 
auf die Kniekehlen; 2eme genie territoriale (Reserve). Die Gesichter sehen 
noch frisch aus. Die Offiziere machen noch einen sehr guten Eindruck, sind 
aber gänzlich nervös. Nicht Materialschaden und nicht Verluste haben sie zur 
Uebergabe gezwungen; nur das unausstehliche Detonieren der Granaten hat 
ihre Nerven untergraben. Gänzlich willenlos übergeben sie sich der Gnade 
des Siegers. 
Die 400 Gefangenen werden zum Bahnhofe abtransportiert, und unsere 
Jnfauterielinien gehen über das Fort weg in das Dorf Boufsois, wo es wieder 
zum heftigen Straßenkampf kommt. Vom Fort aus beobachte ich, wie jedes 
Haus gestürmt werden muß. 
Von einem Artillerieleutnant. 
:8. September 1914. 
Nun habe ich vier Nächte hintereinander im Freien zugebracht, davon 
zwei in den Eingrabnngen und Deckungen, die wir für unsere Geschütze aus- 
geworfen hatten. Endlich Ruhe! Maubeuge hat gestern abend 7 Uhr kapituliert. 
Das eigentliche Böllern ging gestern in aller Frühe los. Die Franzosen hielten 
sich sehr tapfer. Mittags eine halbe Stunde etwas stillerer Geschützdonner, 
dann erneutes heftiges Feuern bis etwa 4 Uhr. Da kam ein französischer Parla- 
mentär mit der weißen Flagge und fragte nach den Uebergabebedingnngen. 
Unsere Autwort war sehr einfach. Nur eine einzige Bedingung: Bedingungs- 
lose Uebergabe der Forts und der Festung Maubeuge! Frist eine Stunde. 
Prompt nach Ablauf der Stunde begann auf unserer Seite das Feuern 
wieder. Bald fingen auch die Franzosen wieder an, und nun kam der Höhe- 
Punkt. Es war einfach ein Höllenlärm von 5 Uhr ab. Die schwere Artillerie 
donnerte, als wenn die Erde bersten sollte, wir kläfften mit kleinerem Kaliber 
dazwischen. Maschinengewehre knatterten, ab und zu ging eine Dynamitmine 
mit grauenhaftem Knall und Qualm in die Luft. So ging's unentwegt ohne 
die kleinste Pause zum Atemholen bis 7 Uhr. 
Da stiegen weiße Fahnen hoch auf dem Rathause und der Kirche von 
Maubeuge. Ein zweiter Parlamentär kam, und der erklärte dann die beding- 
ungslose Uebergabe. Vieltausendstimmiges Hurra braust durch unsere Schlachten- 
reihen! Mir lief es heiß und kalt über den Rücken vor Freude. Die Tränen 
standen mir wirklich nahe. Es war ein herzbewegender Augenblick. Ich habe 
Hurra geschrien wie noch nie in meinem Leben. Ja, Siegesfreude ist ein 
Gefühl von unendlicher Majestät und Erhebung.
	        
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