Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

I der ßall üer Festungen. 
Hoch bevor sich der Aufmarsch des deutschen Heeres vollzogen hatte, gelang es einer ver¬ 
hältnismäßig schwachen Heeresabteilung unter dem'General der Infanterie von Emmich, 
die belgischen Vortruppen zu überrennen und am 7. August die starke Maasfestung Lüttich 
bis auf die erst in der folgenden Woche gefallenen Forts auf dem linken Maasufer im 
Sturm zu nehmen — eine die ganze Welt verblüffende Waffentat, die den markanten Auf¬ 
takt gab zu weiteren glücklichen Erfolgen. 
Wohl leistete die belgische Armee in zahlreichen kleineren und größeren Gefechten 
tapferen Widerstand, wohl griff die verblendete und verhetzte Zivilbevölkerung des unglücklichen 
Landes aus dem Hinterhalt an vielen Orten in den Kampf ein, aber nichts vermochte mehr 
den deutschen Vormarsch zu verhindern. Der König der Belgier zog sich mit seinem Heere 
in die Festung Antwerpen zurück und überließ seine Hauptstadt Brüssel kampflos den 
deutschen Truppen. An einem Teil der Stadt Löwen, dessen Bürgerschaft der deutschen 
Besatzung einen heimtückischen Ueberfall bereitete, mußte ein zwar hartes, aber nach Kriegs- 
recht verdientes Strafgericht vollzogen werden. 
Das den Weg nach Frankreich sperrende Bollwerk N a m u r am Einfluß der Sambre in 
die Maas, von neun modernen Forts umwehrt, brach am 25. August unter dem Feuer der deut- 
schen Kanonen zusammen. Noch vor Ablauf des August waren auch die französischen Festungen 
Longwy, Montmedy, Givet und das stärkste Sperrfort Manonvillers in 
deutschen Händen, und am 7. September mußte Maubeuge kapitulieren. Diese französische 
Festung hatte freilich den deutschen Vormarsch nicht aufgehalten; ihr Fall, wie der manch 
anderen Werkes, erfolgte weit hinter dem Rücken der siegreich vordringenden deutschen Heere. 
Aber er war trotzdem von großer militärischer Bedeutung, war doch Maubeuge für die rück- 
wärtigen Verbindungen des deutschen Heeres höchst wertvoll. Welche Wichtigkeit die Franzosen 
dieser Festung beigemessen hatten, zeigte vor allem die starke Besatzung von 40 000 Mann, 
die in Kriegsgefangenschaft geriet. 
Während die deutschen Hauptarmeen sich mit kräftigen Stößen gegen die Franzosen 
und Engländer wandten, wurden die Einschließungstruppen vor Antwerpen durch ein 
regelrechtes Belagerungskorps ergänzt. Belgiens letzte Hoffnung war englischer Entsatz für 
die als uneinnehmbar angesehene Schelde-Festung. Aber auch sie konnte trotz ihres zweifachen 
Kranzes älterer und neuzeitlicher Werke mit Panzerschutz und trotz eines weiten Ueber- 
schwemmungsgebietes der genialen Angriffskunst des deutschen Jngenieurgenerals von Beseler 
und der Gewalt unserer schweren Belagerungsgeschütze, insbesondere der Kruppschen 42 cm- 
Mörser, unserer „Brummer", nicht lange standhalten. Sie mußte sich am 9. Oktober ergeben, 
nachdem am 28. September der erste ^Schutz auf ihre Außenforts gefallen war. Die starke 
belgische Besatzung mit einem kleinen Hülfskorps englischer Seesoldaten war — bis auf 
4—5000 Mann, die in Gefangenschaft gerieten, — entflohen und zog sich, soweit sie nicht 
auf holländisches Gebiet übertrat, an die Küste und schließlich zu den zwischen Hpern und 
Nieuport versammelten Franzosen und Engländern zurück. Gent, Brügge und die Küsten- 
Plätze von Ostende bis Knocke wurden von unsern Truppen besetzt, so daß Mitte Oktober 
fast ganz Belgien in deutschen Händen war.
	        
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