Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

Straße an der Abfahrtsstelle war schwarz von MenscheZ. Auf ^dem Platze 
vor dem Dampfer staute sich die Menschenmenge derart^-^daß die. S^eihen- 
den sich kaum durchzuzwängen vermochten. Als nun uuser^Mnge Mannschaft-' 
das Schiff bestiegen hatte, hielt einer der Stadtväter eine schwumjvHll« patriotische 
Rede, die in einem Hoch ans den Deutschen Kaiser und unsere tapfenLägerH-^ 
gipfelte. Voll von Begeisterung stimmte die Menge das Lied an: Deutschland, 
Deutschland über alles! Vom Schiffe herüber schallte der deutsche Schlachten- 
sang: Es braust ein Ruf wie Donnerhall . . . Magst ruhig sein! echoie es 
hundertfach von den Urwaldsbergen des Jtajahahytales zurück. Die seelische 
Spannung, die auf den Scheidenden und uns Zurückbleibenden lastete, löste 
sich, als sich der Dampfer in Bewegung setzte. Noch ein letztes Händeschütteln, 
ein brausendes Hurra und ein Wehen der Tücher, bis der Dampfer den Blicken 
entschwunden war. Geraume Zeit noch hörten wir die schallenden und durch 
das Echo widerhallenden Töne der Lieder, die die Unsrigen sangen, schwächer 
und schwächer werdend, bis sie der Hörweite entschwanden. 
Doch die jungen Leute kamen nur bis nach Florianopolis. Man brachte sie 
dort auf einen brasilianischen Lloyddampfer, der sie nach Montevideo bringen 
sollte, von wo ein deutsches Schiff sie abholen wollte. Als der Lloyddampfer 
im Begriffe war, die Anker zu lichten, wurde er benachrichtigt, daß draußen 
vor dem Hafen englische Schiffe schon auf ihn warteten, um die Deutschen 
abzufangen. Nachdem man noch einige Tage auf eine etwaige günstige Ge¬ 
legenheit vergebens gewartet hatte, kamen die Unsrigen wieder ins Kolleg 
zurück; sehr enttäuscht, denn sie waren ja bereit gewesen, alles zu leisten fürs 
Vaterland, fürs teure. Langsam kehrte die Hoffnung wieder, doch bald geholt 
zu werden, um mit ihren Brüdern zu kämpfen mit Gott für König und Vater- 
land. In der Tat, würde man sie holen hinüber in ihre Heimat, wir könnten 
gewährleisten, daß alle tüchtige Soldaten würden, Soldaten voll heiliger Be- 
geisterung, voll Mut und Tatkraft! Sie hoffen noch immer, unsere guten 
Jungens, und wenn man ihnen erzählt von neuen deutschen Heldentaten, wie 
sind sie mit ganzer Seele dabei! Im Geiste sehen sie sich mit im Schlachten- 
gedränge, sie sehen sich kämpfend, sehen sich siegend. Und in ihrer Begeisterung 
reißen sie die jungen Brasilianer unseres Kollegs mit. Diese werden auch 
deutsch, ja es treibt sie das Verlangen, kennen zu lernen das Land, wo diese 
Vaterlandsliebe, diese Begeisterung für den Herrscher, den Kaiser, herrscht. 
Von dem Eifer der jungen und feurigen Seelen unserer deutschen Wehr- 
Pflichtigen werden auch wir fortgerissen, wir Patres und Brüder des 
hiesigen Konvents. 
Ueberall in Brasilien herrscht unter den Deutschen reger Patriotismus. 
Ueberall haben sich Deutsche und Oesterreicher brüderlich zusammengefunden. 
Hier, in Blumenau, ist der Opfersinn unter den Bewohnern in keiner Weise 
geringer als anderwärts. In allen Kolonien, wo Deutsche und Oesterreicher 
sich befinden, werden Sammlungen abgehalten für das Rote Kreuz, Festlich- 
lichkeiten veranstaltet, deren Erlös den verwundeten deutschen Brüdern zukommt. 
Protestanten und Katholiken arbeiten einmütig zusammen für diese gute Sache.
	        
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