Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

von 1870 bedeuten gegen den heldenmütigen Geist, der jetzt die weiten deut¬ 
schen Lande in Heller Begeisterung, in mannbarem Zorn aufflammen läßt? 
Etwas derart Großes hat die Welt noch nie erlebt. Das drängt sich schon 
uns Fernstehenden auf. Und wie plötzlich zog das Kriegsgewitter herauf! 
Ein-dumpfes Grollen nur, und Europa stand in Flammen! 
Am 4. August erhielten wir hier, in Blumenau, vom deutschen Konsulat 
in Florianopolis das Telegramm: „Seit dem 1. August befindet sich Deutsch- 
laud mit Rußland im Kriegszustand", und gleichzeitig die Aufforderung des 
hiesigen Konsulates, daß alle deutschen Wehrpflichtigen sofort nach Deutschland 
zurückzukehren hätten. Zahlreiche Leute stellten sich alsbald, um mit der ersten 
Gelegenheit die Heimreise anzutreten und ihrer Pflicht gegen das Vaterland 
zu genügen Ueber hundert Mann aus Blumenau wollten über das Welt- 
meer in den Krieg ziehen, junge Leute unter zwanzig Jahren und Familien- 
väter, die schon über die Mitte der Dreißiger hinaus sind. Keiner wollte 
zurückbleiben. Dreizehn Schüler unseres hiesigen Franziskanerkollegs, vier 
Laienbrüder und ein Lehrer unserer Volksschule waren bereit, dem Rufe des 
Kaisers zu folgen. Fürwahr, das war ein schweres Opfer für uns Franzis- 
kaner, aber es war ja für unser Vaterland, es war der schuldige Zins, den 
wir unserem Kaiser gaben. 
Der 6. August sollte der Tag des Abschiednehmens sein. Die Begeisterung 
unter uusern jungen Vaterlandsverteidigern kannte keine Grenzen. Am Abende 
zuvor versammelten die Unserigen sich in der Aula. Pater Ambrosius Johanning, 
der Rektor des Kollegs, hielt eine ergreifende Abschiedsrede, in der er den 
jungen Leuten die hohe Aufgabe in beredten Worten schilderte, die ihnen dem- 
nächst zu lösen gestellt werde: treu zu sein ihrem Kaiser, ihrem Vaterlande, 
aber auch treu zu bleiben ihrem heiligen Versprechen, das sie dem Orden ge- 
geben. Am folgenden Morgen, nach einer feierlichen h. Messe hatte nun die 
Stunde des Scheidens geschlagen. Im geschlossenen Zuge marschierten wir 
mit unseren „Soldaten" zum Hafen, wo der kleine Flußdampfer schon wartete. 
Da zeigte es sich so recht, welches Interesse ein jeder, der deutsches Blut in 
seinen Adern hat, an dem Geschicke seiner für die Ehre ihres Vaterlandes in 
den Kampf gezogenen Stammesbrüder nimmt. Es fühlt eben ein jeder, daß 
es in diesem gewaltigen Ringen um den höchsten Preis eines Volkes, dem er 
angehört, geht, um Sein oder Nichtsein Deutschlands, und damit zugleich um 
das Ansehen des deutschen Namens überhaupt in der ganzen Welt, wo Millionen 
deutscher Herzen, wie weit sie auch durch Länder und Meere getrennt sind, 
in diesen für das Deutsche Reich ernsten Tagen sich eins fühlen in der einen 
Sorge, in gleicher Weise erfüllt sind von dem einen Gedanken und Wunsch, 
daß der Schlachtenlenker auch diesmal wieder den Sieg an Deutschlands Fahnen 
heften möge. 
Und wirkungs- und eindrucksvoller konnten diese auch die hiesige Be- 
völkeruug erfüllenden Sympathiegefühle für die auf der Schneide des Schwertes 
stehende deutsche Sache gar nicht zum Ausdruck gebracht werden, als durch 
das so zahlreiche Erscheinen von jung und alt am Hasen. Die höher gelegene
	        
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