Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Kriegsschauplatze aber kämpfen wir deutschen Zeitungsleute in Amerika heute 
schon in der ersten Front mit aller Macht für Deutschlands gute Sache. 
Aber wir begnügen uns damit nicht. Zwar ist es uns nicht möglich, 
mit unserem Blute in diesen schweren Zeiten zur Erhaltung und Stärkung 
des alten Vaterlandes beizutragen. Aber mit unserem Gut tragen wir, der 
Kern des Deutschtums in Amerika, doch zur Linderung der großen Wunden 
bei, die der Krieg dem Vaterlande geschlagen hat. Ueberall haben wir hier 
große Sammlungen für die Hinterbliebenen derjenigen Deutschen und Oester- 
reicher eingeleitet, die auf dem Felde der Ehre geblieben sind. Hier aus 
Chicago haben wir bis jetzt insgesamt eine halbe Million Mark absenden 
können. Aus Saint Paul (Minnesota) haben wir bis jetzt 150000 M. geschickt. 
Und die Sammlungen werden eifrig weiter betrieben, überall dort, wo Deutsche 
in den Vereinigten Staaten wohnen. Ich habe aber die beiden vorstehenden 
Städte genannt, weil ich hier selbst sehr aktiv für die Sammlungen des deut- 
scheu Roten Kreuzes mitgearbeitet habe. In der Chicagoer Abendpost haben 
wir bis jetzt allein schon rund 150000 M. gesammelt, im Deutschen Farmer 
und in der St. Pauler Volkszeitung habe ich eine Sammlung eröffnet, die 
bis jetzt auch schon über 150000 M. ergeben hat. Die gesammelten Gelder 
werden an die Zentralstellen des Roten Kreuzes in Berlin bezw in Wien 
bezw. in Pest auf sicherem Wege durch die Vermittelung unserer ausländischen 
Vertretungen (Botschaften) abgeführt. Bisher sind nach meiner Auffassung 
die Ergebnisse der Sammlungen im Vergleich zu den Opfern, die das alte 
Vaterland bringt, viel zu gering gewesen. Das kommt leider daher, daß sich 
die schwerreichen unter den Deutschen noch viel zu sehr zurückhalten. Als 
Grund dafür kann man nur die internationale Verschwägerung des Groß- 
kapitals (Amerika und England) anführen. Viele dieser reichen Deutschen ver- 
leugnen jetzt ihr Deutschtum, obwohl sie, z. B. unsere reichen Brauer, gerade 
durch das Deutschtum reich geworden sind. 
In dieser großen Zeit erkennen auch wir Deutschen hier in Amerika unsere 
wahren Freunde, und jenen, die sich jetzt abtrünnig gezeigt haben, wird das 
nie vergessen werden. Die deutschen Zeitungen und die deutschen Wähler 
haben z. B. seit Jahrzehnten hier einen heißen Kampf gegen Prohibition und 
jegliche Einschränkung der persönlichen Freiheit geführt und es dadurch erst 
den Großbrauern ermöglicht, ihre Geschäfte auszudehnen und Reichtümer auf- 
zuhäufen. Heute werden wir in unserem heißen Bemühen für die eigene Rasse 
von jenen schmählich verraten. Und so könnte man noch andere Kategorien 
von reich gewordenen Deutschen aufzählen. Uns wird das ein derber Finger- 
zeig für alle Zukunft bleiben. 
Ganz anders dagegen der kleine Mann, der deutsche Arbeiter in Amerika. 
Von ihm sind die Gelder für das deutsche Rote Kreuz im Schweiße des An- 
gesichts zusammengetragen worden. Die deutschen Mörtelträger (Handlanger) 
hier in Chicago z. B. sammelten unter sich 20000 Mark, in einzelnen Dollars 
und in kleineren Beträgen, sparten es sich und ihren meist großen Familien 
vom Munde ab, um den Witwen und Waisen und Verwundeten im alten
	        
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