Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

Eine angenehmere Klasse von Mitarbeitern als^djbse mehr' oder, minder' 
harmlosen oder gefährlichen Nachrichtendichter sind die Dichter in.Aebuildt^r 
Rede, die bisher von den meisten Tagesblättern streng citMss<hlossen ^warett^ 
aber in unseren Sturmtagen auch hier wieder zu Ehren gekommen?find»... Es 
ist sehr viel nicht bloß gedichtet, sondern auch gedruckt worden 
daß ein satirisch angelegter Jünger Apolls etwa Mitte Oktober die bisher ver- 
össentlichten Kriegspoeme aus anderthalb Millionen berechnet hat — gut gemeint, 
wenn auch nicht immer gut gemacht. Aber mancher Edelstein findet sich doch 
darunter, manches Lied voll Kraft und Schwung und Innigkeit. 
Die allerangenehmsten Beiträge aber sind unseren Redakteuren in pro- 
saischer Form geliefert worden, Musterstücke des markigen Lakonismus, wie 
der nur ein Dutzend Zeilen füllende Aufruf des Kaisers an Heer und Marine 
vom 6. August und die amtlichen Depeschen vom Kriegsschauplatz, die in 
den denkbar wenigsten Worten viel sagten. Beispielsweise die Depesche vom 
7. August: „Lüttich ist heute morgen 8 Uhr von den deutschen Truppen im 
Sturm genommen worden". Der Herr Generalquartiermeister von Stein und 
sein Nachfolger waren namentlich im ersten Kriegsmonat die beliebtesten 
Korrespondenten; nur haben sich ihre ersten Meldungen über die Schlacht bei 
Tannenberg als durchaus ungenügend herausgestellt: nur 30000 Russen sollten 
in der großen ostpreußischen Mausefalle hängen geblieben sein, und es hat 
mehrere Tage gedauert bis zu der „Berichtigung", es seien 90000 gewesen. 
Die vorstehenden Ausführungen beschränken sich auf die Tagespresse. 
Biel ließe sich noch sagen über sonstige Preßerzeugnisse, Flugschriften, 
Kriegsbilder, Feldpostkarten usw., viel Erfreuliches, aber auch manches Uner- 
freuliche, über rohe Zeichnungen mit entsprechendem Text, über schlecht ge- 
reimte Prahlereien, in denen mir nichts dir nichts drauf los annektiert und 
viele Milliarden Kriegsentschädigung eingesäckelt werden. Nicht alle Tages- 
blätter haben sich von solchen Ausschreitungen der Eitelkeit und Leidenschaft 
freigehalten, aber dann ist die Reaktion nicht ausgeblieben, wie in dem schönen 
Artikel Wahret die Würde, den die Oktobernummer des Augustinusblattes 
brachte, und im allgemeinen hat unsere Presse doch durch Wahrheitsliebe, 
ruhiges, nüchternes Urteil und Vertretung der Forderungen der Menschlichkeit 
einen vorteilhaften Gegensatz gebildet zu der Verlogenheit und Würdelosigkeit 
der deutschfeindlichen Presse des Auslandes. 
Mitten im Kriege hat die Presse den schönen Beruf, zu wirken für den 
Frieden, in doppelter Beziehung: Für den Frieden nach außen, nicht 
für einen faulen Kompromiß, sondern für einen wirklichen Frieden, der auf 
der vollen Wahrung unserer nationalen Ehre, auf Ersatz unserer ungeheuren 
Opfer und festen Bürgschaften gegen einen neuen Friedensbruch besteht, aber 
nicht die Mahnung Parcere subiectis et debellare superbos — Die Unter¬ 
worfenen schonen, die Uebermütigen besiegen — vergißt und so die Bürgschaft 
der Dauer in sich trägt. Dann aber auch für den inneren Frieden, indem 
sie den Parteihader und — was leider nicht ausnahmslos geschehen ist — 
die Konfessionshetzerei zurückstellt, indem sie ihren Lesern den Geist der Ein¬
	        
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