Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Weinlese. 
^Vret Böllerschüsse! Feierlich Geläute. In schwülen, weichen Sommerträumen stunden 
" Weinlese heute. Die Reben all' auf Bergen und auf Hängen; 
Der wackre Winzer samt der Winzerin zieht Da sind sie aufgeschrocken von Gesängen, 
Zum Berg hinan, da steht in Reih und Glied Die sich vom Schienenweg emporgewunden. 
Der Stöcke Heer in okergelben Flammen . . . Von tausend, abertausend Wagen klang es, 
Was bringt uns heuer wohl der Herbst zusammen? Und Well' auf Welle rauscht der Strom darein ... 
Mit Wickler zwar und Wurzelschimmel Aus hellen Kriegerkehlen jubelnd drang es: 
War's nicht zu arg, Dank sei dem Himmel! „Lieb Vaterland, magst ruhig sein!" 
Die Merlen haben viel geschleckt; Aus deutschen Feuerseelen, jungen, alten, 
Doch immerhin gottlob! es kleckt. Kam dräuend es herauf gleich Sturmgewalten: 
Bald mag im Faß ein guter Tropfen gären „Wir alle wollen Hüter sein!" 
Vom deutschen Rhein . . . Von Preußen, Württembergern, Sachsensöhnen, 
Ein Kriegeswein. Von Bayern widerhallt am Berg das Dröhnen: 
»Fest steht und treu die Wacht, die Wacht am 
Rhein 
Die jungen Trauben haben es vernommen, 
Und als die weißen Sommergluten glommen, 
Inbrünstig sogen sie das Feuer ein . . . 
Nun wird's ein Kriegeswein! 
Laßt seine Geister, eingeengt im Fasse, 
Durchtoben sich zur blumigfeinen Rasse. 
Und wenn wir ihn aus seinem Bann befrei'n, 
Die ersten Gläser woll'n wir dankbar weih'n 
Den Tapfern, die für unsern Rhein gestritten, 
Den Edlen, die für ihn den Tod erlitten . . . 
So sollt ihr's, liebe deutsche Brüder, halten! 
Des möge Gott in seiner Güte walten. 
Wigbert Reith. 
?n öer /luskunststelle. 
Von Hedwig Zorstreuter. 
ritt einer Auskunftstelle und Schreibstube für Feldpostverkehr. Kinder kommen 
^ mit Zetteln, sollen Rat holen über Absendung von Feldpostbriefen. Junge 
Frauen sehen herein. Schüchtern oft, mit mühsam zurückgehaltenen Tränen. 
Sie sind so lange ohne Nachricht geblieben. Ob die neuesten Verlustlisten 
schon da seien? — Dort auf dem Tische! — Sie rücken Stühle heran mit 
unruhiger Hand und beginnen zu lesen, die Seiten zu wenden. Nichts ist nn- 
heimlicher als das Rauschen dieser Blätter durch die Stille der Schreibstube. 
Wird die nächste Sekunde den angstvoll forschenden Augen den Namen zeigen, 
den sie zu finden fürchten? Es ist, als hielte das Zimmer den Atem an 
vor diesem Herzpochen der Angst. 
Durch die geöffnete Tür treten neue Gestalten. Frauen aus dem Volke 
in Umschlagetüchern und Wirtschaftsschürzen. Sie stellen sich neben die reichen, 
eleganten Frauen, ohne Scheu, mit einer ruhigen Selbstverständlichkeit. Der
	        
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