Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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sind erschrocken vor der Wucht der Begeisterung zurückgetreten, die Preis- 
treiberei auf dem Lebensmittelmarkte wurde in kurzer Zeit zurückgedrängt, die 
Leitungen unserer städtischen Gemeinwesen standen bald umsichtig wachsam 
ans dem Posten, und das ganze deutsche Volk steht nun da wie ein Mann. Der 
Krieg ist zu einem Künder bürgerlicher Tugenden des deutschen Volkes 
geworden, wie kein Land der Welt sie aufweisen kann. 
Aber auch auf vielen anderen sozialen Gebieten hat der Krieg 
Kräfte geweckt, auf die wir in diesem Maße wohl nicht gerechnet haben. Es 
hat sich gezeigt, daß die Schranken zwischen den Gesellschaftsklassen, die sich 
in den letzten Jahrzehnten in Deutschland zn erheben schienen und eine soziale 
Gefahr bedeuteten, zu einem guten Teile nur künstlich sind; diese Schranken 
kommen uns in den wenigen Tagen seit dem Kriegsausbruch wie weggefegt 
vor, wenn wir sehen, wie hoch und nieder in gemeinsamer Betätigung nur 
noch ein Ziel vor Augen hat. Auf den Straßen grüßen sich alle wie Brü- 
der, von Auge zu Auge blitzt es in gegenseitiger Treue, unsere braven Krie- 
ger werden wie auf den Händen getragen, unsere Studenten, soweit sie nicht 
in jugendlichem Heldenmute in den Krieg zogen, eilen zur Erntearbeit, unsere 
Frauen und Mädchen stehen im Dienst der Hilfsbedürftigen. 
Der Starkmut auch der Schwachen ist so groß geworden, daß er uns 
oft zu freudigen Tränen rührt. Wer es sieht, wie die Gattin, die Mutter 
ihren Ehegemahl und ihre Söhne scheiden sieht, wer sie alle zählen könnte, 
diese deutschen Heldenmütter, die ihr Liebstes dem Vaterlande weihten, diese 
stolzen Frauen, denen des Vaterlandes Not über die Liebe zum angetrauten 
Manne geht, diese Bräute, die mit umschleiertem Auge aber starkem Herzen 
dem geliebten Jüngling nachblicken, wer dieses alles sieht und betrachtet, der 
muß stolz werden auf das große deutsche Vaterland. 
Ein Künder religiösen Ernstes ist der Krieg auch geworden. Wohl 
haben es Freidenker und Monisten, haben es manche ungläubige Volksver- 
führer in den letzten Jahrzehnten fieberhaft versucht, unserem Volke jene 
religiöse Tiefe zu rauben, auf der die sittliche Volkskraft ruht. Zwar wurde 
manche Blume niedergetreten, manches Reis ward geknickt, aber die Massen 
sind noch gesund geblieben. Und hier war der Krieg zugleich Künder und 
Wecker. Die religiösen Regungen, die fast erstickt zu sein schienen, wurden 
wachgerufen, die Krieger folgten dem Beispiel ihres obersten Kriegsherrn und 
erhoben ihre Blicke wieder zu den Höhen der Religion, eine Erneuerung geht 
durch die Reihen des ganzen Volkes. Auch zum Mahner ist da der Krieg 
geworden, er mahnt eindringlich das deutsche Volk, nicht zu vergessen, wo 
die Wurzeln seiner Kraft liegen. Nach dem Kriege werden wir diese ernste 
Mahnung in weitere Taten umsetzen müssen, das ganze Volk wird dann 
ebenso gegen die inneren Feinde einer so kostbaren inneren Kraft den Kampf 
zu führen haben, wie es jetzt gerade durch diese Kraft den äußeren Feinden so 
mutvoll gegenübertreten kann. Soll der Krieg auch in Zukunft ein Künder 
unserer Kräfte bleiben, so dürfen wir dessen Mahnungen nie vergessen.
	        
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