Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Forderungen annimmt, so tut es das nur, um ihnen in Wirklichkeit doch nicht 
zu entsprechen, sondern um die Entscheidung hinauszuziehen und sich und 
namentlich seinen mutmaßlichen Bundesgenossen Zeit zu verschaffen, sich auf 
den doch unvermeidlichen Zusammenstoß besser als schon seit Jahren vorzu- 
bereiten. Darum wurde es gewissermaßen als eine Erlösung betrachtet, 
als Oesterreich-Ungarn durch keinerlei Winkelzüge und auch nicht durch mehr 
oder minder ehrlich gemeinte diplomatische Vermittelnngsbestrebnngen — Ru߬ 
land hat dabei zweifellos ein heimtückisches Spiel gespielt — sich beirren ließ, 
sondern den nun einmal als richtig erkannten, durch die gesamte Entwicklung 
der Dinge ihm gebieterisch vorgezeichneten Weg geradeaus weiterging. Und 
Deutschland blieb an der Seite des Bundesgenossen. 
Nun sind die Würfel gefallen! Die Gewißheit ist da. Nun gibt es kein 
Wanken und Schwanken mehr. Jetzt heißt es für jeden Deutschen, für jeden, 
der sein Vaterland lieb hat, seinen Mann stehen, an welche Stelle er 
auch gestellt ist. Das gilt für die, welche ins Feld ziehen, wie für diejenigen, 
welche daheim bleiben. Auch die letzteren haben und behalten ernste Pflichten 
gegen das Vaterland, wenn sie auch nicht selbst zur Verteidigung die Waffen 
ergreifen können. 
Niemand wird sagen dürfen, daß das deutsche Volk von Kriegslust, 
richtiger: frivoler Rauflust erfüllt sei. Es ist sich des furchtbaren Ernstes der 
Lage voll bewußt und der unabsehbaren Opfer, welche gebracht werden 
müssen, nachdem sich jetzt, wie von vornherein befürchtet wurde, der Zu- 
fammenstoß zwischen Oesterreich und Serbien zu einem europäischen Konflikte 
ausgewachsen hat. Wie könnte es auch anders sein in einem Lande, wo die 
allgemeine Wehrpflicht nahezu vollkommen durchgeführt ist, und wo nur ver- 
hältnismäßig kleine Kreise einem ungesunden Chauvinismus huldigen. 
Man sieht aber mit einer gewissen ernsten Gelassenheit Berwicke- 
lnngen entgegen, welche Deutschland nicht verschuldet hat, deuen es sich aber 
auch nach Lage der europäischen Verhältnisse nicht entziehen kann, und diese 
ernste Gelassenheit beruht auf der von jeder Ueberhebnng sreien Ueberzeugung, 
daß das Deutsche Reich, welches militärisch und finanziell seine Rüstung bis 
nahezu an die Grenze des Möglichen vervollkommnet hat, eine Macht dar- 
stellt, wie sie vielleicht niemals in der Geschichte der Völker in einem einzelnen 
Reiche vereinigt war. Und dazu kommt das berechtigte Bewußtsein, daß es 
eine gerechte Sache ist, für welche das Reich jetzt im Vertrauen auf Gort 
den Gerechten sein scharfes Schwert zieht. 
Möge die Einmütigkeit, welche in den letzten Wochen in so erheben- 
der Weise sich bekundet hat, jetzt erst recht das ganze deutsche Volk 
beherrschen. Mögen nun alle inneren Streitigkeiten schweigen, alle Ver- 
stimmnngen ruhen. Keine Verschiedenheit der Parteistellung, kein Hader der 
Konfessionen, keine Eifersucht der Berufsstände, kein Gegensatz der Wirtschaft- 
lichen Interessen darf sich jetzt bemerkbar machen. Nur ein Gedanke muß 
das deutsche Volk beherrschen: Das Vaterland ist in Gefahr! Ihm gehört
	        
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