Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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werden nur Notverbände angelegt, und dann werden die Kranken zu dem 
Hauptverbandsplatz geleitet. Hier ist schon ein größerer ärztlicher Apparat 
in Tätigkeit, und hier wird alles vorbereitet, um den Transport zu den 
Kriegslazaretten möglichst schnell und vorsichtig von statten gehen zu lassen. 
Das Kriegslazarett stellt eine sehr große und umfassende Organisation 
dar. Ihm ist ein Stab von Spezialisten aller Art zugeteilt, es arbeitet nur 
in geschlossenen Räumen und hat in seinem Instrumentarium eine Einrichtung, 
die einer wohleingerichteten Universitätsklinik fast gleichkommt. Im Kriegslazarett 
von Huy waren Spezialisten der Chirurgie, Nervenärzte, genaue Kenner der 
inneren Krankheiten, und sogar Zahnärzte tätig. Geleitet wird der ganze 
Betrieb von dem Lazarettdirektor, dem zwei Adjutanten zur Seite stehen. 
Sobald ein Gefecht sich abzuwickeln beginnt, fahren der Direktor und seine 
Adjutanten in einen größeren benachbarten Ort und belegen dort die Hospitäler 
und größeren öffentlichen Gebäude mit Beschlag, die weiße Fahne mit dem 
roten Kreuz wird gehißt, und Operationssäle und Räume für die Verwundeten 
werden hergerichtet. Als Pflegepersonal kommen in erster Linie Schwestern 
des Roten Kreuzes in Frage, dann aber ist in den meisten Lazaretten auch 
männliches Personal pflegend tätig, dazu kommt noch die Handwerkerabteilung, 
die zu einer Roten Kreuz-Expedition gehört, und die Betten zimmert, Trag- 
bahren zusammenschlägt und so mancherlei Kleinigkeiten herstellt, die für die 
Umwandlung eines Rathauses oder Schlosses in ein Lazarett erforderlich sind. 
Alle Kriegslazarette sind mobil, d. h. sie bleiben nicht während des ganzen 
Krieges an derselben Stelle, sondern werden je nach Bedarf von einem zum 
anderen Ort verlegt. Man schickt die Kranken, wenn sie einigermaßen trans- 
portfähig sind, in die Reservelazarette der Heimat, wo sie dann endgültig 
hergestellt werden. Die Küche wird von den Damen des Roten Kreuzes ver- 
sehen. Wir hatten in Huy Gelegenheit, Berliner Damen der ersten Gesellschaft 
zu sehen, die dort in ihrer einfachen Tracht in der Küche herumwirtschafteten, 
als ob sie zeitlebens nichts anderes getan hätten, als Kochen, Waschen und 
Putzen. Selbstverständlich ist für die Auswahl der Damen in erster Linie 
die Befähigung maßgebend, und geeignete Frauen des Bürgerstandes, haben 
genau das gleiche Anrecht. Meistens aber stiften die leitenden Damen eine 
größere Zahl von Betten, und amtieren dann gewissermaßen im eigenen 
Krankenhause. Uebrigeus wurde auch die aufopfernde Tätigkeit der belgischen 
Ordensschwestern von dem leitenden Arzte immer wieder rühmend erwähnt. 
Im Kriegslazarett von Huy wurden nicht nur deutsche Soldaten ver- 
pflegt; wir hatten Gelegenheit, auch verwundete Belgier und Oesterreicher zu 
sprechen. Alle waren recht munter und fröhlich, und auch unsere gefangenen 
Feinde, die zum Teil an schweren Wunden darniederlagen, gaben freundlicb 
Antwort, auf unsere teilnehmenden Fragen 
Der Anblick der weißen, reinlichen Säle, mit ihren blumengeschmückten 
Ampeln und blühenden Bäumchen wird mir unvergeßlich sein. Es war für 
mich, der ich mehrere Brüder und liebe Freunde im Felde habe, ein beruhigendes 
Gefühl, zu wissen, daß mitten im Lande des Feindes unseren Verwundeten
	        
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