Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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einer viereckigen Kapsel, im Innern die Zehngebote bergend, und einen 
Handteil, der ebenfalls eine Kapsel besitzt für die vier Stellen aus den 
Büchern Moses, die den Hauptinhalt des Gesetzes enthalten. Der Kopfteil 
wird so um den Kopf gewunden, daß vorn auf dem Kopf die Kapsel aufge- 
fetzt wird und der Handteil wird um die linke Hand geschlungen. Die Treue, 
mit der diese armen Juden ihre religiöse Ueberzeuguug zum Ausdruck bringen, 
hat etwas Rührendes an sich und muß auf manche Christen, die sich ihres 
Glaubens schämen, geradezu niederschmetternd wirken. 
Wer die Zeitungsberichte über die Karpathenkämpfe in der letzten Zeit 
(Dezember) gelesen hat, wird begreiflich finden, daß wir unsere Weihuachts- 
gaben nicht über Krakau hinausbringen konnten. Auch gewannen wir aus 
manchen Erscheinungen den Eindruck, daß ein längerer Aufenthalt in Krakau 
nicht empfehlenswert sein dürfte, vollzog sich doch auch die Abnahme unserer 
Gaben in aller Stille. Wir konnten uns dem Gedanken nicht verschließen, 
daß eine Belagerung der Stadt durch die Russen nicht gerade zu den Un- 
Möglichkeiten zu gehören schien und, da wir insgesamt manche andere Lebens- 
läge uns angenehmer vorzustellen imstande waren, als eine Belagerung von 
Krakau mitzumachen, beschränkten wir unseren Aufenthalt auf das kleinste 
Maß. Aber die Stadt uns anzusehen, konnten wir uns doch nicht versagen. 
Nachdem wir einen oberflächlichen Eindruck gewonnen, eilten wir nach 
dem Bahnhof zurück und waren froh, als unsere Wagen sofort mit einer 
Lokomotive bis zur deutschen Grenze gebracht wurden. Von dort führte uns 
eine deutsche Lokomotive nach Breslau, wo wir dann Anschluß an den fahr- 
planmäßigen Nachtzug fanden, um am andern Morgen glücklich wieder in 
Berlin zu sein. 
Die „§aßlkanone" oöer 
öer Krieg als Erfinder. 
^Irgendwo war's in Serbien, jenseits der Driua. Da mochte der Angriff 
^ gegen die betonierten serbischen Schützengräben nicht vorwärtsschreiten. 
Das Gelände vor den feindlichen Stellungen war glatt rasiert, der Ausschuß 
des Gegners ausgezeichnet. Ueberdies lagen seine Gräben etwas höher als 
die der kroatischen Infanteristen, die an dieser Stelle fochten. Tagelang schon 
lag man sich Auge in Auge gegenüber, nachdem Sturmversuche der Kroaten 
von den serbischen Büchsen und Maschinengewehren blutig abgewiesen worden 
waren. Weder Freund noch Feind konnte vorwärts. 
Leise schimpfend betrachtete sich der Unteroffizier Mirko I. jeden Morgen 
die kaum merkliche Betonerhöhung, die in einer Entfernung von etwa 200 
Meter dahinten lag. Mirko ist Zimmermann und baut in Friedenszeiten die 
schönsten Dachstühle. Nach seinem Ausspruche weiß sich ein kroatischer Zimmer- 
mann immer zu helfen, also muß es auch in dieser Lage gehen. Mirko hat
	        
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