Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Tabakwaren enthielten die in den 19 Wagen verstauten 35 751 Pakete noch 
Dauerwurst, Schokolade, Kakao, Taschenlampen, Taschenmesser, Eßbestecke, 
Strümpfe, Handschuhe, Hosenträger, Briefpapier, Bleistifte, Notizbücher, 
Seife, Sardinen, Liköre und — Mundharmonikas. Bei der Beschaffung 
dieser verschiedenen Gegenstände, die mit einer außerordentlich großen Schnellig- 
feit zusammengebracht werden mußten, hat sich das Rote Kreuz von Berlin 
mit dem Kommerzienrat Bamberger an der Spitze große Verdienste erworben. 
Die Begleitung des Zuges übernahm unter Leitung des Fürsten Salm-Horst- 
mar eine Vereinigung von Vertretern Berliner Großbanken, der deutschen 
Tabakindustrie, des Zentralkomitees vom Roten Kreuz, des Roten Kreuzes 
von Berlin und des Kriegsausschusses für warme Unterkleidung. Als Mitglied 
des Vorstandes letztgenannter Körperschaft hatte ich Gelegenheit, die Reife 
mitzumachen. 
Bei der Abfahrt des Zuges, dessen Wagen mit Kränzen aus Tannen- 
zweigen und mit unzähligen kleinen Fähnchen in den österreichisch-ungarischen 
Farben durch die Mitglieder der österreichischen Kolonie in Berlin reizend 
geschmückt waren, erschien auch der österreichische Gesandte. Die Eisenbahn- 
Verwaltung hatte mit Rücksicht auf den Zweck der Veranstaltung als einer 
Aufmerksamkeit für unsere Bundesgenossen in liebenswürdiger Weise für die 
Begleitung des Zuges behufs würdiger Vertretung der Spenderabsichten zwei 
Schlaf- und einen Speisewagen zur Verfügung gestellt. So war Fürsorge 
getroffen, daß die Fahrt nicht so beschwerlich werden sollte, wie es bei den 
Wollzügen der Fall war, wo man sich nur aus seinem Koffer ernähren 
konnte, während einer Reihe von Tagen auch nicht aus den Kleidern und in 
kein Bett kam. 
Die eigentliche Uebernahme des Zuges durch den Begleitungsausschuß 
erfolgte erst in Breslau. Von hier ging die Fahrt bei klarem, sonnigem 
Wetter über Oels, Rosenberg, Lublinitz, Tarnowitz nach Myslowitz, der 
Dreikaiserecke, wo Deutschland, Oesterreich und Rußland zusammenstoßen. Es 
war nur Güterzuggeschwindigkeit, mit der gefahren wurde, und an der Grenze, 
in Sezakowa (Galizien) hatten wir auch einen längeren Aufenthalt, weil die 
Geleise nicht frei waren. Auf galizifchem Boden mehrten sich die Fahrthin- 
der'.'isse, und wir mußten öfters auf offener Strecke liegen bleiben. Man 
empfand aber die Länge der Fahrt gar nicht unangenehm, da die Reisegesell- 
schaft sich aus Angehörigen der verschiedensten Lebensberufe zusammensetzte, 
und es infolgedessen nicht an fesselndem und spannendem Unterhaltungsstoff 
mangelte. Um so mehr, als eine Anzahl der Herren sehr weite Reisen gemacht 
und sich in dem Auslande viel umgesehen hatten, besonders auch in England 
und Rußland. Auch bot sich auf den einzelnen Bahnstationen willkommene 
Gelegenheit, mit österreichischen Offizieren Unterhaltung zu pflegen und 
Einblick in manche Dinge zu gewinnen, die aus den Zeitungen nicht zu er- 
fahren sind. 
Wenn ich aus unseren Unterhaltungen zwischen Leuten verschiedenartigster 
politischer und religiöser Richtung einen Punkt hervorheben soll, so möchte
	        
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