Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

ihn sich Feinde und Freunde tummelten. Ein Lanzenstich hatte sei Fuchs 
den Garaus gemacht, und nun arbeitete sich der Franzi mit Händeii-'^nd 
Füßen unter seinem Gaul hervor. 
Kaum aber konnte er Atem holen, da fühlte er sich von. einem halben^ 
Dutzend Fäusten gepackt und mitgerissen. 
„Wollt's mi geh'n lafs'n, ös Loder!" schrie der wie wild um sich schla- 
geude Franzi, aber nur ein Grunzen antwortete ihm, und mit Entsetzen merkte 
der Husar, daß man ihn als Gesangenen mitnahm auf die Flucht. 
Schweißtriefend mußte er mitlaufen. Einer der Kosaken hatte ihm eine 
Schlinge um den Hals geworfen und den Strick am Sattel seines Pferdes 
befestigt. 
„Na, is dös a Schand, is dös a Schand!" keuchte der Steyrerfrauzl. 
„Waßt, du Moskowit, bal i nur könnt, wi i möcht!" 
Aber er konnte beim besten Willen nicht, wie er mochte. Schließlich 
machte die Reitergruppe Halt und bezog ein Biwak in enger Fühlung mit 
russischer Infanterie, die mit Maschinengewehren ausgerüstet war. Franzl 
wurde losgelassen und zwischen Pferden mit Stricken festgebunden. Ein Kosak 
zu Roß mit geladenem Karabiner bewachte den Gefangenen — den einzigen, 
den die Kosaken hatten machen können. 
Da stand nun der Steyrerfranzl und murmelte: „Die Schand! — Was 
wird mei Rittmeister sagen . . . und 's Mareindl, bal 's heißt: der Franzl 
wird vermißt . . . Teifi', Teifi!" 
Er sah sich um. 
Es war Abend geworden. Die Wachtfeuer brannten, die Kosaken sangen 
freche Lieder, der Posten zu Pferde begleitete den Gesang durch das rhythmische 
Aufstoßen der Lanze. Hinter ihm war es dunkel. Dort lag das freie Feld 
— und dann kam lange nichts — und dann: das österreichische Lager! 
Im Steyrerfranzl keimte ein kühner Entschluß. Die Stricke schob er von 
den Gelenken wie nichts. Und dann gab es auch kein langes Ueberlegen 
mehr. Wie eine Katze schlich er den Posten an — und plötzlich fühlte sich 
dieser gepackt, heruntergerissen — ein kurzes Geraufe, ein Faustschlag — und 
schon saß der Steyrerfranzl auf dem Kosakengaul, der, ohnehin scheu geworden, 
wie eine Kanonenkugel in die Nacht hineinschoß. 
Die Kosaken waren aufmerksam geworden — Schüsse knallten, dann 
saßen ihrer hundert auf und jagten dem kühnen Flüchtling nach. Der hetzte 
und lockte das Pferdchen. Klein und struppig war es — man konnte unter 
seinem Bauche die Beine kreuzen! Aber dafür konnte man es mit den Schenkeln 
lenken, daß es eine Freude war. Und die Gräben nahm es im Flug. 
Franzl hatte den Karabiner entdeckt, der am Sattel hing. 
Mit dem feuerte er nun auf einen, der ihm allzu nahe kam. Der flog 
vom Pferd — die anderen blieben zurück, der Lärm verlor sich — und der 
Franzl jagte weiter mit Hussa und Heissa, bis eine helle Stimme rief: 
„Wer da?" 
„Der Steyrerfranzl — gut Freund!" 
Thissen, Mit Herz und Hand fürs Vaterland. 15
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.