Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Die predigt eines französischen Pfarrers. 
Aus dem Feldpostbriefe eines deutschen Geistlichen. 
^er Cure von . . . wohnt hier in dem verlassenen, 15 Minuten von der 
Pfarrkirche entfernten Schloß. Die Eigentümerin des Schlosses hat 
ihm einige Zimmer eingeräumt, nachdem bei der Trennung von Kirche 
und Staat das Gotteshaus und Pfarrhaus als Staatseigentum erklärt wor- 
den sind. 
Der Staat läßt die Kirche zerfallen, das Dach ist ganz schlecht, die 
Decke zum Teil heruntergefallen, die Fenster zerbrochen; der Pfarrer darf 
nichts herstellen lassen. Von 3000 Seelen halten 300 bis 400 Oster- 
kommunion und darunter 10 bis 20 Männer. Der Maire ist ein gehässiger 
Kulturkämpfer, die Arbeiterbeoölkeruug aus allen Nationen zusammengewürfelt, 
selbst Griechen fehlen nicht. Fürwahr, die Pfarrstelle von... ist kein 
beneidenswerter Posten. 
Ich habe am Sonntag in dieser Kirche Gottesdienst gehalten. Die ganze 
Kirche war bis zum letzten Platz gefüllt. Rechts die Soldaten mit ihren 
Offizieren an der Spitze, links Frauen und Kinder der Gemeinde. Ich hielt 
eine kurze Predigt und nachher die hl. Messe; während derselben sangen die 
Soldaten ihre deutschen Lieder mit einer Begeisterung, daß es eine Freude 
war. Am Schluß natürlich Großer Gott, daß die Fenster zitterten. Eine 
große Schar von Soldaten ging vor und während der hl. Messe zur hl. 
Kommunion mit ihren Offizieren. Hauptmann Dr. ... aus Freiburg allen 
voran mit dem guten Beispiel. Alles in schönster Ordnung; Pfarrer und 
Gemeinde wandten kein Auge von dem ihnen ungewohnten Schauspiel. Im 
festen Schritt und Tritt verließ die Mannschaft nach dem Gottesdienst die 
Kirche. 
Als ich in die Sakristei trat, sah mich der französische Pfarrer groß an, 
sagte aber kein Wort und ging vor die Kommunionbank, um der Gemeinde 
die Messen der nächsten Woche zu verkünden; jeden Montag eine hl. Messe 
für die Soldaten im Felde, jeden Dienstag eine hl. Messe für die Gefallenen 
usw. Nun fuhr er mit etwas erhobener, scharf pointierter Stimme fort und 
sagte dann ungefähr: 
„Meine lieben Pfarrkinder! Ich will euch nicht lange hinhalten, die 
Predigt haben euch die deutschen Soldaten gehalten. Die Deutschen sind 
unsere Feinde, es ist wahr. Aber ein Volk, Männer, Soldaten, die mit 
ihren Offizieren an der Spitze also den Sonntag heiligen, durch begeisterte 
Lieder, durch den Empfang der hl. Sakramente, durch ihre ganze Frömmig- 
keit und Haltung, frei vor aller Welt und ohne Menschenfurcht sich als 
Katholiken bekennen, so etwas zwingt uns Bewunderung ab und 
stimmt uns, wenn wir an unsere Verhältnisse denken, traurig. Armes Frank- 
reich, einst so groß und jetzt so gedemütigt! Nein, wir dürfen nicht murren
	        
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