Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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wirken erhebend und ermutigend. Von meiner Schule wird mir die von 
unserem Herrn Regierungsrat (Dr. Maskns) bearbeitete Kriegschronik zugesandt. 
Sehr interessant und vielseitig! . . . 
Vielen Dank für Ihre herzlichen Wünsche und Grüße! Der Tag. an 
dem man ein Lebenszeichen aus der Heimat erhält, ist immer ein großer 
Freudentag. Gleichzeitig mit Ihren lieben Zeilen erhielt ich wiederum eine 
Karte von meinen Schülern. Wie ich schon mehrfach von Kameraden gehört, 
habe, schicken die Kinder mit Vorliebe Witz- und Ulkkarten. Die Kleinen 
meinen es zweifellos gut; aber zu dem Ernste der gegenwärtigen harten Zeiti 
passen solche Karten schlecht. Ein Kinderkriegsspiel ist das gewaltige Völker- 
ringen wahrlich nicht! . . . 
Ein Brief, dessen Verfasser Sinn für das Naturschöne verrät, schildert 
anschaulich das Lagerleben im Schützengraben: 
Freitagmittag. Bank vor unserer Stroh- und Erdhütte. Etwas Herbst- 
sonne. Vor mir ein schönes weites Tal. Herbstfarben. Esennmrankte Bäume, 
weiße Birken. Auf einem Seil, von Baum zum Baum gespannt, schwarze 
Socken, rote Taschentücher, weiße Hemden usw. Essenholer mit Kochgeschirren, 
Kartoffelschäler . . . Hinter uns Lauf- und Schützengräben, Artillerie- 
decknngen, Beobachtungsstände. Griffeüben einer Kompagnie. Arrest-Erdhöhle 
mit einem Unteroffizier und drei Mann Posten. Kleine Feuer an Wald- 
lichtuugen. Briefschreiber, Halsbindenwascher, Brotesser. Gedanken an die 
Heimat, Wurst und Münchener Bier. Beinahe jeder dritte mit dem Eisernen 
Kreuz. Paketchen von Muttern gerade erhalten: Kakao, Zucker, Leckerbissen. 
Ein Brief! Daher von neuem Mut, Geduld und Ausdauer. Sechs Wochen auf 
einer Stelle. Von Bett nur noch eine schwache Ahnung in mir. Butter und 
Käse. . . o jeh! Sonst aber noch gesund und munter, weil guter Appetit. 
Lage unverändert! 
Nicht ohne Rührung liest man die Schilderung über einen abgehaltenen 
Feldgottesdienst: 
Sonntag ist's. Der h. Messe habe ich soeben auf einem großen freien 
Felde beigewohnt. Als die heilige Handlung begann, erklang es aus tausend 
Männerkehlen inbrünstig: „Hier liegt vor deiner Majestät". Sichtlich gerührt 
standen die Kameraden dicht gedrängt umher, Kopf an Kopf. — „Verstoß 
uns Sünder nicht!" Wie das heute packte! Wie fühlte man sich doch hier 
im Angesichte des Todes so ganz als ein Nichts in der gütigen Vaterhand 
Gottes ! Die Einfachheit, richtiger die Dürftigkeit, die ringsum die gottes- 
dienstliche Feier umgab, wirkte hier ergreifend schön. Hier betete, wer nie 
betete. In seiner Predigt verglich der Divisionspfarrer das Opfer des 
Gottmenschen mit dem Opferleben des Soldaten, „der sein alles opfert auf 
dem Altare des Vaterlandes, um mit Christus einzugehen in die ewige Seligkeit, 
eingereiht in die endlosen Reihen der himmlischen Heerscharen zu nie endendem 
Siegesjubel". Sehr viele Soldaten empfingen die h. Kommunion. Nach 
beendigter Feier das „Großer Gott, wir loben dich" durch die Luft, in den 
nahen Wäldern verhallend. — Unvergeßlich fürs ganze Leben!
	        
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