Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

152 
mit meiner Kompagnie auf den rechten Flügel. Bald war unsere ganze Linie 
auf etwa 560 Meter an der feindlichen Stellung und ein stundenlanges starkes 
Feüergefecht im Gange. Ich war beim Vorgehen durch eine Bergkuppe von 
der anderen Linie getrennt und beschäftigte mich auf eigene Faust mit dem 
Feinde, den ich gegenüber hatte. Vor mir im Grunde lag ein Tannenwäldchen, 
das mit feindlichen Maschinengewehren besetzt war und uns ein verderben- 
bringendes Feuer entgegenspie. Ich war mir klar, daß ein längeres Verweilen 
in diesem Feuer Untergang bedeute, und deshalb beschloß ich, ganz unabhängig 
von der mir verborgenen Schlachtlinie der Unseren zum Sturmangriff auf das 
Wäldchen vorzugehen. Meine braven Landwehrmänner folgten. Während wir mit 
Hurra in das Wäldchen eindrangen, machten die Russen kehrt und flohen ungestüm 
zurück. Mit höchstens acht Mann, die mir zunächst schnell genug folgen konnten, 
drang ich nach, nahm den Russen zwei Maschinengewehre ab und stand dann in 
dem hinter dem Wäldchen liegenden Dorfe Z. plötzlich etwa 200 Russen gegen- 
über, die kopflos umherrannten, und als wir hineinknallten, sofort die Hände 
hochstreckten. Bald kamen mehr meiner Landwehrleute nach, so daß ich zuletzt 
eine Heeresmacht von vielleicht 50 Gewehren in dem Dorfe versammelt hatte. 
Zunächst ließen wir die Russen, die sich ergeben hatten und nicht gefallen 
oder verwundet waren, einige 100 Meter zurückschaffen. Es waren 80 Mann 
und 2 Offiziere, bewacht von 3 Landwehrleuten. Die anderen pfefferten unter- 
dessen in die aus ihren ganzen Stellungen zurückflutenden Russen. Wie die 
Fliegen sah man die Russen hinsinken. Wir waren direkt in die Flanke der 
Hauptstellung der Russen geraten, konnten der Länge nach in die Schützen- 
gräben hineinfeuern. Mein Erstaunen war groß, als ich auf meinem vor- 
geschobenen erkämpften Posten allein blieb und auf der ganzen Linie nur 
zurückflutende Russen, aber keine nachfolgenden Deutschen zu sehen waren. Ich 
ließ meine Leute in dem eroberten Dorfe in Stellung und rannte zurück, um 
den Erfolg zu melden, mich von der allgemeinen Gefechtslage zu überzeugen 
und Unterstützung für die gewonnene Stellung zu erbitten. Da — weit und 
breit nichts mehr von unseren Truppen zu sehen! Nur mein treuer Bursche folgt 
in einiger Entfernung mit meinem tüchtigen „Mattes". Ich schwinge mich auf 
den Gaul und galoppiere weiter zurück, bis ich nach etwa fechs Kilometern 
den Obersten und einige Kompagnien finde. Da höre ich denn: „Divisions- 
befehl, den Angriff nicht durchführen, sondern vorher vom Feinde ablassen." 
Der Zweck war, wie so oft, den Feind zu veranlassen, seine Kräfte nach ver- 
schiedenen Seiten zu zersplittern. 
Dieser Divisionsbefehl hatte mich nicht erreicht. Meine Kompagnie lag 
jetzt mutterseelenallein mitten in einem russischen Detachement von vielleicht 
einem Armeekorps und schien verloren, dettn die Russen mußten doch inzwischen 
merken, daß unsere Truppen zurückgenommen waren. Ich mußte also schleunigst 
zurück zu meinen Leuten. Also gestreckter Galopp und Befehl zum Rückzug. 
Natürlich schüttelten meine Leute verwundert den Kopf. 
Die Russen kehrten inzwischen links von uns schon wieder in ihre Stel- 
lungen zurück, so daß wir nicht zaudern durften, wenn wir nicht abgeschnitten
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.