Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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gehalten. Unsere Munition geht zur Neige und hört ganz auf, während das 
feindliche Feuer noch an Stärke zuzunehmen scheint. Es wäre nutzlos, die 
braven Leute dem Feuer weiter auszusetzen, da Munition noch nicht herankommt. 
Endlich befiehlt der Batterieführer: „Die Leute in den Hohlweg, decken!" 
Und wer noch kann, eilt hin bis auf einige Tapfere, oie ihre Geschütze nicht 
verlassen wollen. Wir Offiziere treffen uns hinter dem Beobachtungswagen, 
der in der Feuerlinie steht. Der zweite Zugführer eilt auch zum Dorf. Seine 
rechte Seite ist von Blut überströmt. Der dritte Offizier hat einen Schuß im 
Arm. Kaum habe ich mein Geschütz verlassen, da schlägt ein Volltreffer in 
dasselbe ein. In ziemlicher Ungewißheit vergeht eine Spanne Zeit. Der 
Feind, der merkt, daß wir schweigen, schleudert immer noch mit gleicher 
Heftigkeit ungeheure Geschoßmengen ans die arme Batterie. Wir können kaum 
glauben, daß wir noch leben. Rauchgeschwärzt, heiser und atemlos drücken 
wir uns die Hand. Jeder liest in den Augen des andern die furchtbaren 
Minuten und sieht, daß jeder seinem Herrgott ein Stück näher 
gekommen ist. 
Nach langer Zeit ebbt das feindliche Feuer etwas ab. Da naht auch 
Jnfanterieunterstützung und geht vor. Es ist höchste Zeit, denn die vorderen 
Linien erscheinen ziemlich erschöpft. Da kommt auch wieder Munition für 
uns. Sofort werden unsere Geschütze wieder besetzt, es sind aber nur noch 
drei zu gebrauchen. Es war Zeit, denn gerade setzt der Feind zum Gegenstoß 
ein. Wohl begrüßt alsbald wieder heftiges feindliches Artilleriefeuer unser Ein- 
greisen in den Kampf, aber es ist ein Kinderspiel gegen vorhin. In einer Stunde 
— es dunkelt schon — ist die schwerste Arbeit getan und der Feind geschlagen. 
Nur noch vereinzelte Schrapnells explodieren über uns und dem unglücklichen 
kleinen Dorf. Wir können uns sammeln und um uns blicken. Der Boden 
scheint gepflügt, Loch an Loch von Granaten gebohrt und besät mit Eisen- 
stücken. Drei Mann sind tot, 2 t zum Teil schwer verwundet, außer den zwei 
Offizieren. Da die kämpfende Batterie 56 Mann stark ist, bedeutet dies die 
Hälfte vom Bestand. Außerdem sind zwei Geschütze gänzlich zerschossen und 
ein drittes stark beschädigt. Die Leute sind still, die Stunden, die hinter uns 
liegen, waren zu schwer. Aus dem Dorf werden einige Eimer Wasser und 
Wein geholt, um den furchtbaren Durst zu löschen. 
Die zurückkommenden Jnsanterieossiziere drücken uns die Hand in 
stummem Dank. Alles ist gänzlich erschöpft. Wir bestatten unsere Toten an 
der Stelle, wo sie den Heldentod fanden. Diesen Tag bei D. wird keiner 
vergessen, der ihn miterlebt hat. Noch spät im Dunkel kommt der Regiments- 
kommandeur, beglückwünscht die Batterie und ihren Führer — Oberleutnant 
Georg Hartmann, der mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und zum Haupt- 
mann befördert wurde — zu ihrer Leistung und spricht mit uns ein Gebet 
für die Toten.... Es wird still im Tal. Ganz fern verhallt das letzte 
Hurra der vordersten Schützenlinien. Die Krankenträger und Aerzte beginnen 
ihre Arbeit. Im Schutze der Dunkelheit kommen unsere Protzen, um unsere 
Lafetten zurückzubringen. J. M.
	        
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