Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

138 
beseitigt, und wieder geht es vorwärts. Da plötzlich schlägt von allen Seiten 
Gewehrfeuer auf uns ein. Aus allen Türen und Fenstern knallt es, Kalk 
und Stein spritzen auf. Es sind Franzosen, die mit einigen Dorfbewohnern 
ihre traurigen Lorbeeren ernten wollen. Wir haben keine Zeit, sie zu strafen. 
Im Galopp geht's die schmale Gasse hinan. Ich bin mit dem Batterieführer 
auf dem Hang angelangt. Ein Blick zeigt uns alles: Deckung ist unmöglich, 
also offene Feuerstellung, wenn nur die Infanterie entlastet wird! 
Unsere ersten Geschütze kommen, und schon schlagen die ersten Kugeln vor uns ein. 
Jetzt ist auf allen Höhen vom Feinde unsere Batterie erkannt. Alle 
Rohre richten sich auf die kühne Batterie. Garbe auf Garbe saust auf uns 
nieder, kaum, daß wir abprotzen konnten. Die Munitionswagen konnten wir 
noch teilweise einfahren; wild bäumen sich die Pferde auf vor dem Auffliegen 
der Erde, vor dem Getöse der Geschosse und den dichten Rauchwolken. Jedes 
Geschütz protzt ab, wo es kann. Schnell haben wir uns über das Ziel ver- 
ständigt. Laßt die Artillerie ruhig auf uns schießen, jetzt muß die feindliche 
Infanterie niedergekämpft werden, also: „Schützen im vorderen Waldstück, 
1400 feuern!" Und unser eiserner Gruß prasselt dem Feinde entgegen. Als 
hätte der Schuß ins Pulverfaß geschlagen, so bricht es jetzt über uns herein. 
Die Erde scheint zu bersten, der Himmel über uns zusammenzubrechen. Man 
hört sein eigenes Wort nicht mehr. Eine Rauchwand hüllt uns ein. Vor, 
über, hinter und neben uns krepiert Geschoß auf Geschoß. Das laute Karatsch 
der Granaten scheint alles zerreißen zu wollen. Steine und Rasenstücke um- 
fliegen uns. Es müssen zwei Regimenter sein, die uns mit Feuer überschütten. 
Die ganze Artillerie auf den Höhen schießt auf uns.. . . 
Gottlob, unsere Infanterie ist entlastet, das Feuer ist von ihr auf uns 
abgelenkt. Aber hinter uusern Schilden wird es immer fürchterlicher. Stehen 
wir Sekunden oder schon Stunden da ? Lebt überhaupt noch jemand ? Da geht 
hinter uns in eiserner Ruhe der Batterieführer aufrecht von Geschütz zu Ge- 
schütz, erklärt das Ziel, gibt die Entfernungen an. Die Tollkühnheit gibt jedem 
wieder erhöhten Mut. Mit Ruhe und Sicherheit wird gerichtet. Schuß auf 
Schuß sitzt. Glänzend bewähren sich unsere Schilde: Geschoß auf Geschoß 
prallt gegen die Schilde, sie prallen alle zurück. Aber nach oben können sie nicht 
decken: Da stürzt ein Mann von meinem Geschütz, Blut quillt ihm unter 
dem Helm hervor. Schnell schicke ich ihn in einen kleinen Hohlweg rechts. 
Dorthin begeben sich noch mehrere Verwundete, auch ein Zugführer mit 
Schenkelschuß. Nur der Batterieführer scheint unverwundbar. Aufrecht stehend 
ohne Deckung, erteilt er seine Befehle. Da stürzt auch er. Aber lachend springt 
er wieder auf. Der Luftdruck einer hinter ihm krepierenden Granate hatte 
ihn zu Boden geworfen. Auch wir andern Offiziere geben jetzt die Deckung 
auf. Es ist eine solche Todesgewißheit über uns, daß es auf einige Minuten 
früher oder später nicht ankommt. Wir ordnen das Feuer unserer Züge, und 
unsere Leute schießen brillant. Der Feind scheint außer sich, daß wir ihm 
soviel Mühe machen, das Feuer wird noch stärker. Es platzen zeitweise sechs 
Schüsse gleichzeitig über mir! Ich hätte ein solches Feuer nie für möglich
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.