Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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nicht. Ich muß sagen: die Franzosen haben sich immer tapfer geschlagen; 
aber dem aus Tausenden deutschen Kehlen brausenden Hurra konnten sie nicht 
widerstehen. Als wenn die ganze Unterwelt gegen sie losgelassen würde, so 
liefen die Rothosen in heilloser Flucht zurück, und unsere Artillerie hatte große 
Arbeit. So eilten wir in raschen Schritten voran. Doch unser rasches Vor- 
eilen und die unvergleichliche Tapferkeit unserer Soldaten hatte manche Lücke 
in unseren Reihen verursacht, und unser vor wenigen Wochen noch so starkes 
Regiment war merklich zusammengeschrumpft. Doch der alte Geist war geblieben. 
Vor uns lag in mit allen Mitteln der Technik ausgestatteten schweren Feld- 
beseftigungen unserer Gegner und überschüttete uns Tag und Nacht aus nnsicht- 
baren Stellungen mit Fener und Blei. Aber auch wir blieben nicht untätig. 
Wir errichteten Verschanzungen — die, wie ich später hörte, selbst den Feind 
in Erstaunen setzten — mit Hülfe unserer Pioniere, die stets unsere Begleiter 
waren, und deren eisernen Fleiß im Bauen von Brücken und ähnlichen Arbeiten 
mir so manchmal bewundert hatten. Sie halfen uns in treuer Waffenbrüder- 
schuft. Wie wir, so schlugen auch sie sich mit zäher Ausdauer, und mancher Sieg 
konnte in erster Linie ihren vorzüglichen Leistungen zugeschrieben werden. Im 
Felde sieht man so recht, mit welcher Genauigkeit die einzelnen Truppen- 
gattungen zusammenarbeiten. Wie die Räder einer Maschine ineinandergreifen, 
so wirken Infanterie in Verbindung mit Artillerie und beide wieder mit 
Kavallerie und anderen SpezialWaffen, alle nur mit dem einen Ziele im Auge, 
dem Gegner empfindliche Schlappen zu bereiten. Welche großzügige Organi- 
sation ist hierzu notwendig! Die Erfolge unserer Heere können hierauf die 
Antwort geben. 
Am 7. September besetzten wir die Stellungen jenseits £. Wie eine 
unüberwindliche eiserne Mauer trotzten wir den feindlichen Geschossen. Es 
gelang uns an einzelnen Stellen, den Feind zum Schweigen zu bringen und ihn 
zurückzuwerfen. Jedoch hatte sich die französische Artillerie auf der ganzen 
Linie in dem ihr genau bekannten Gelände so vorzüglich eingeschossen, wozu 
noch ihre unsichtbar verdeckten Stellungen kamen, daß es fast als unmöglich 
galt, sie zu nehmen. Dennoch fiel eine große Anzahl von Kanonen in unsere 
Hände, und wiederholte Vorstöße unserer Truppen durchbrachen die feind- 
lichen Linien. 
So lagen wir Tag und Nacht in den Schützengräben. Nachts fuhren 
unsere Feldküchen vor und brachten das Allernotwendigste zn unserer Stärkung. 
Tagsüber bestand unser Essen aus Obst, Möhren und Rüben; war es doch 
ganz ausgeschlossen, irgendwelche Versuche zum Abkochen zu machen, denn sofort 
blitzten drüben Gewehrschüsse. Glücklich derjenige, der ein Brot erobert hatte; 
rasch war er von allen Seiten umringt, es wurde kameradschaftlich geteilt. 
An manchen Tagen hatten wir Essen und alles andere in Hülle und Fülle, 
und wieder an anderen Tagen mußten wir mit wenigem vorlieb nehmen. Das 
ist der Krieg mit seinen Wechselfällen. 
Am 11. September nachts wechselten wir unsere Stellung. Was alles 
hatten wir nicht in dieser kurzen Zeit geleistet! Wie Brüder sind wir zu
	        
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