Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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gepreßt und möchten doch schreien und fast zittern die Knie, die doch längst 
schon nicht mehr zittern, wenn's zum Sturm geht und wenn vorn, und rechts 
und links die guten Kameraden fallen, und wenn die Füße stolpern über den 
gemähten Feind und Freund. 
Sie wissen, daß, wenn der gute Gott sie gnädig aus dieses furchtbaren 
Krieges Schrecken heimführt zu Weib und Kind, zu Vater und Mutter unters 
heimisch Dach und zu des Friedens Segnungen, daß das herrlich und prächtig 
sein wird, wie nichts anderes, was sie je erlebt, aber daß es doch Nichtsein 
wird, wie diese Stunde! Und wenn die Kugel morgen oder in drei Tagen, 
oder wenn sie auch die andere Stunde kommen sollte — mag sie kommen! 
Eine Kugel kam geflogen, gilt sie mir oder gilt sie dir? — Laß sie 
kommen . . . 
II. von deutschem Solöaten- 
geist und Heldenmut. 
tillgestanden! Präsentiertes das Gewehr! 
Und Präsentiermarsch — Sie kommt daher, 
Die Fahne. 
Helm ab zum Gebet! Ein Schweigen schwer, 
Die alte Seide nur knistert fein, 
Die gold'ne Spitze nur funkelt drein 
Der Fahne. 
Voll Narb und Wunden ist sie jetzt: 
Am Schaft ha'n Säbel sich gewetzt 
Der Fahne. 
Das Tuch zerschossen und zerfetzt: 
Von Leipzig stammt der lange Schlitz. 
Ein Loch holt schon der alte Fritz 
Der Fahne. 
Und das da kam bei Waterloo, 
Das, eh' der Feind nach Sedan floh 
Vor der Fahne. 
Eins, als nach Paris sie dreizehn kam, 
Eins, als man's siebzig wieder nahm, 
Eins holt' sie sich gar auf dem Marsch gen 
Bordeaux, 
Die Fahne. 
Zahnengebet. 
Zwanzig Wackre färbten sie selber rot, 
Dreitausend sanken rings in den Tod 
Für die Fahne. 
Wo das Schwerste und das Größte sich bot: 
Im heiligsten Leuchtpunkt der Gefahr, 
Da war 
Die Fahne. 
Gebet . . . Die Spitze gibt Sternenschein 
Und sie, sie selber flüstert drein, 
Die Fahne . . . 
„Kameraden, sind wir nicht mehr allein? 
Das Eiserne Kreuz, das schimmert so licht! 
Mit den silbernen Ringen, sprüht da nicht 
Die Fahne?" 
Die Seide rauscht! Die Spitze glüht! 
Und plötzlich weiß jeder das im Gemüt: 
Du Fahne, 
Die Geister der Toten — Seide flieg! — 
Sie folgen dir weiter in jeden Krieg!" . . . 
Helm auf! Die Fahne voran! Zum Sturm, 
Zum Sieg! 
Ferdinand Avenarius.
	        
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