Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Kardinal von Hartmann übermittelte dem Kaiser aus Anlaß des 
Jahreswechsels die Glückwünsche der Kölner Erzdiözese. Darauf lief aus dem 
Großen Hauptquartier folgendes Antworttelegramm ein: 
„Ich danke Ihnen herzlich für die Mir zugleich im Namen der Katholiken des Erzbistums 
Köln zum Jahreswechsel dargebrachten Segenswünsche. Gott der Herr schenke unseren zun: 
Schutze des Überfallenen Vaterlandes erhobenen Waffen auch ferner den Sieg und tröste 
alle an den schweren Opfern des Krieges Beteiligten mit himmlischem 
Tröste. Wilhelm I. R." 
us den Schützengräben kamen sie — aus den vordersten — Lehmklöße, 
weiter nichts, meinte einer, dem der Hnmor noch nicht verdorben war 
durch Regen, Kälte, Hunger, Rheumatismus. Ja, viel mehr nicht als Lehm- 
klöße. Manch' einer auch mit Blutspritzern; es machte nicht so viel aus, ob die 
Granatsplitter oder die Kugeln mal gar zu dicht an Gesichtern oder Händen 
vorbeistreiften, auf solche Kleinigkeiten achtete man schon lange nicht mehr. 
Zurück ins Quartier. Abgelöst, für eine unendlich lang dünkende Spanne 
Zeit. Schlafen können im Stroh, am warmen Ofen, ein Dach überm Kopf, 
warmen Kaffee am Morgen. Sich waschen können, vielleicht irgendwelche 
Liebesgaben vorfinden, frische Strümpfe, ein frisches Hemd. Ausschweifende 
Phantasien! Ein Fahnenjunkerlein, ein Kind fast noch, sagte auf einmal in 
eine Stille hinein in zweifelndem sehnsüchtigem Tone: „Baden!" und verriet 
so seine geheimsten Wünsche. Aber der Kompagnieführer lachte: „Bescheiden, 
bescheiden mein Sohn," und das Junkerlein errötete und schämte sich. 
In unendlichem Schlamm wateten sie bis über die Knöchel. Wateten in 
einer Richtung, in der früher einmal etwas wie eine Straße gewesen war. 
Zur Seite Konservenbüchsen, Tornister, Lederzeug, Fetzen, Lumpen. Kadaver 
von Pferden, seltsam die Beine verrenkt ausgestreckt, Kadaver von Rindvieh... 
Gräber mit weißen Birkenkreuzen, Helmen, Käppis, mit Granatsplittern ein- 
gefaßt, mit verfaultem Grün bedeckt, frische Gräber mit rührend ungeschickten 
Kränzen darauf. Fern am Gesichtskreis Brandwolken, in der Luft da und 
dort weiße Wölkchen, die den Tod bergen. Ueber allem ein tiefer grauer 
Himmel und eine schwere drückende Luft und ein dumpfes unausgesetztes 
Dröhnen, Bnmm —bumm, bumm und ein Knattern und ein Sausen: „S-s-s-s-it." 
Und ganz fern die Dächer des Dorfes — zerschossen und zerrissen, aber doch 
Dächer und die Mauern, zerpflügt von Granaten, aber doch Mauern, und die 
Wärme vom Ofen, und die Gulaschkanonen, die Feldpost, der Marketender! 
Sie trotteten dahin und die Bewegung verjagte den Frost, das stockende 
Blut begann zu kreisen, die Augen belebten sich. Der Witzbold der Kompagnie 
wurde munter, ein Lachen schlug auf, erklang, wiederholte sich. Die Augen 
Dem Kaiser Wilhelm reichen wir öie hanö 
Von Luise Schulze-Orück. 
Nach der Erzählung eines Landwehrmannes.
	        
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