Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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fand sich auch der Franziskaner P. Florian Schoch aus dem Kloster Frauen¬ 
burg bei Fulda, der zurzeit daselbst in dem Reservelazarett **, das aus fast 
lauter katholischen Rheinländern und Westfalen bestand, den im Kampfe fürs 
Vaterland schwerverwundeten uud sterbenden Soldaten im letzten Kampfe bei- 
stand und sie mit den heiligen Sterbesakramenten versah. Als nun der Kaiser im 
Vorbeigehen diesen Ordensmann in seinem Ordenskleide mit der violetten 
Armbinde des Feldgeistlichen und dem Roten Kreuze sah, schritt er sofort auf 
ihn zu, gab ihm in der allerfreundlichsten Weise die Hand und sagte zu ihm: 
„Sie haben hier wohl viele Wünsche zu erfüllen an meinen ster- 
benden Kameraden. Ich danke Ihnen. Guten Morgen." Gewiß 
verdient diese edle Gesinnung des Kaisers alle Anerkennung und Hochachtung. 
Diese Tatsache ist geeignet, manches Vorurteil zu beseitigen und zu zeigen, 
wie sehr es dem Kaiser ernst ist mit dem Worte, das er bei Ausbruch des 
Krieges in Berlin gesprochen: „Ich kenne keinen Unterschied der Religion und 
der Partei." 
Die Hochachtung des Kaisers vor dem geistlichen Stande gab sich auch 
in der Bevorzugung kund, die er auf Kardinal von Hartmanns Bitte den kriegs- 
gefangenen französischen Priestern zu teil werden ließ. „Mit Freude, so 
schrieb auf die Mitteilung hiervon Papst Benedikt am 18. Oktober 1914 
an Kardinal von Hartmann, hat Uns Deine Nachricht erfüllt, wonach Se. Majestät 
der Deutsche Kaiser auf Deine Bitten hin bestimmt hat, daß die in deutscher 
Kriegsgefangenschaft befindlichen französischen Soldaten, welche Priester sind, 
als Offiziere behandelt werden sollen. In dieser herben Zeit, da wir fast 
ganz Europa mit Feuer und Schwert verwüstet und mit dem Blut der Christen 
gerötet sehen, und da das Schauspiel dieses furchtbaren Krieges unser Herz 
mit unbeschreiblichem Schmerz erfüllt, hat Deine Mitteilung Uns einen außer- 
ordentlichen Trost bereitet ..." 
Mit um so größerer Zuversicht konnte sich nach diesem Vorgang der 
Papst mit dem Vorschlag eines Austausches von Kriegsgefangenen an Kaiser 
Wilhelm wenden, indem er ihm am 1. Januar 1915 folgendes Telegramm 
sandte: 
An Se. Majestät Wilhelm II., Deutscher Kaiser! Im Vertrauen auf die Gefühle 
christlicher Nächstenliebe, von der Ew. Majestät beseelt sind, bitten wir Ew. Ma¬ 
jestät, dieses unheilvolle Jahr zu beenden und das neue zu eröffnen mit einer Handlung 
kaiserlicher Großmut, indem Ew. Majestät unseren Vorschlag annehmen, daß zwischen den 
kriegführenden Staaten ein Austausch der für den Militärdienst künftig als untauglich 
anzusehenden Kriegsgefangenen stattfinden möge. Papst Benedikt XV. 
Noch am gleichen Tage antwortete der Kaiser: 
An Se. Heiligkeit den Papst, Rom! Indem ich Ew. Heiligkeit für Ihr Telegramm danke, 
ist es mir ein herzliches Bedürfnis, zu versichern, daß Ew. Heiligkeit Vorschlag, das Los 
der für den ferneren Militärdienst untauglichen Kriegsgefangenen zu lindern, meine 
volle Sympathie findet. Die Gefühle christlicher Nächstenliebe, von der dieser Vor- 
schlag eingegeben ist, entsprechen durchaus meinen eigenen Ueberzeugungen und Wünschen. 
Wilhelm.
	        
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