Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Klerus gezogen, die in der Auffassung des Kaisers durchaus nicht begründet 
sind. Das zeigt eine Aeußerung des Kaisers, zu deren Veröffentlichung die 
Kölnische Volkszeitung ermächtigt wurde. 
Am 29. August 1914 nahm der Kaiser in einer dem Abte Ildefons 
Herwegen von Maria Laach im Großen Hauptquartier gewährten Audienz 
Anlaß, sich über das Verhalten einzelner Mitglieder des ausländischen Klerus 
im Verlaufe des gegenwärtige» Krieges zu äußern. Abt Herwegen versicherte 
dem Kaiser, daß der deutsche katholische Klerus Sr. Majestät und der heiligen 
Sache des Vaterlandes von ganzem Herzen ergeben sei. Der Kaiser nahm 
diese Versicherung mit großer Befriedigung auf und sagte lebhaft: „Herr 
Abt, davon bin Ich felsenfest überzeugt." 
Mein den Feldzügen 1864,1866 und 1870/71, so sind auch in dem gegen- 
wärtigen Kriege wieder viele katholische Ordensgeistliche, Brüder und Schwestern 
unseren Truppen ins Feld gefolgt, um Werke der christlichen Nächstenliebe 
zu üben und die verwundeten Krieger zu pflegen. Am Sonntag, den 20. Sep¬ 
tember hatten die Schwestern in einem großen Etappenlazarett, Franzis- 
kanerinnen aus dem Aachener Mutterhause, die Ehre und Freude, unseren 
Kaiser bei den Verwundeten zu sehen. Se. Majestät ging von Bett zu 
Bett und unterhielt sich in der leutseligsten Weise mit den Soldaten, die 
er nach der Heimat, ihrem Regiment und nach der Art ihrer Verwundung 
befragte. Für einen jeden hatte er ein teilnehmendes, freundliches Wort, zum 
Schlüsse schenkte er jedem eine prächtige Rose. Auch die Schwestern, die 
zwischen den Betten der Verwundeten verteilt standen, wurden vom Kaiser 
mit einem kräftigen Händedruck begrüßt und in ein Gespräch gezogen. Als 
eine der Schwestern auf die Frage nach ihrer Heimat antwortete, sie sei aus 
Koblenz, sagte der Kaiser: „Da war ja auch meine Großmutter lange Zeit, dort 
hat sie viel Gutes gewirkt. Sie hat ja auch Ihrer Genossenschaft kräftig beige- 
standen, als es galt, in Koblenz eine Niederlassung zu gründen. Jetzt haben 
wir den Nutzen davon." Se. Majestät erzählte dann den Schwestern, daß die 
Mönche eines belgischen Benediktinerklosters ihr Heimatland hätten verlassen 
müssen. „Jetzt sind sie," so schloß der Kaiser, „wie mir der Herr Abt mit- 
teilt, in Maria Laach und lernen fleißig Deutsch." Der als Feldgeistlicher 
auf den Schlachtfeldern tätig gewesene Redemptoristenpater Brinkmann, 
der gerade aus seiner achttägigen französischen Gefangenschaft zurückgekehrt war, 
erzählte Sr. Majestät von seinen Erlebnissen und von der schlechten Be- 
Handlung, die er von den Franzosen erduldet hatte. Entrüstet meinte der Kaiser: 
„So etwas kann auch nur in einem Lande vorkommen, wo man 
die Kirche verfolgt und dem Volke die Religion genommen hat." 
»X 
Am 1. Oktober erschien unser Kaiser in dem Orte S., um mit dem 
Führer der 4. Armee, Herzog Albrecht von Württemberg eine längere Unter- 
rednng zu führen. Als nun der Kaiser S. wieder verließ, wurde er von den 
anwesenden Stabsärzten, Offizieren und Soldaten begrüßt. Unter diesen be¬
	        
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